berliner szenen : Graue Mitte
Die Eingangstür des Lores in der Neuen Schönhauser Straße hat’s in sich. Wuchtig wirkt sie, ein Guckkasten für den Türsteher lässt sie von außen eher abweisend als einladend erscheinen, und mit ihrem mattsilber-metallischen Überzug zeigt sie, wo man sich befindet: in Mitte, genauer in der Neuen Mitte.
In dieser möchte man vor allem gepflegt loungen und trinken, in dieser kontrollieren immer öfter Türsteher, ob man sich an die neuen Dresscodes hält. Unter der Woche erspart man sich das aber im Lore, da bleibt man locker, schließlich will der Laden auch gefüllt sein. Denn an der ewig langen Theke, die das Lore zuerst wie einen Tunnel erscheinen lässt, ist viel Platz, genauso wie im hinteren Bereich mit seinen kleinen Beistelltischchen und der eine Etage tiefer liegenden Tanzfläche. In den vielen grauen und den noch mehr schwarzen Tönen macht das Lore einen ziemlich düsteren und formstrengen Eindruck, eine Zeitmaschine würde einen wahrscheinlich irgendwo zwischen 1982 und 1985 herauslassen. Auch das an diesem Abend gesichtete Publikum hätte damit sicher keine Problem: Eine Touristengruppe mit Kindern; zahlreiche Leute, die in ihren langweilig grauen Klamotten aussehen, als hätten sie gerade ein paar Versicherungsabschlüsse getätigt; ein Pärchen, das seinerzeit sicher zum Stammpublikum des Neuköllner Rocket gehört hat. Das Lore hat jetzt schon was von einem Ausstellungsstück: Hier geht man her, um sich das mal anzugucken, insbesondere die aufwendig gestylten und irrlichternden Toiletten, aber nicht um öfters zu kommen. Irgendwann schlendert auch Jochen Lingk durch den Laden, um später Platten aufzulegen. Das passt ins Bild: Lingk kommt aus dem Umfeld des Ex’n’Pop und der Neubauten und war früher Mitglied der 80er-Jahre-Instrumentalband „Die Haut“ gb
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