berliner szenen: Wie Merkel fühlen
Clinton in Berlin
Laut dpa musste Angela Merkel am Herrentag machtlos warten, da die Herren Clinton und Schröder sich mächtig „verplaudert“ hatten. Warten musste aber nicht nur sie: auch die versammelte Polizei, das mitgereiste halbe White House, die verflucht coolen Jungs auf den Dächern der Gebäude, alle mussten ausharren. Schließlich und nicht zuletzt auch das Volk, die Berliner, ich. Meine Eltern sind nämlich zu Besuch und dachten sich, das sehen wir uns an. Und ich dachte: Warum nicht. Daher standen wir zunächst an der Brücke beim Marstall. Ein Scharfschütze? – Held des BGS? Heino Ferch? – kniete brandgefährlich auf dem Kanzleramtsdach und nahm uns mit dem Zielfernrohr ins Visier. Ich beschloss, meine Eltern zu einem Ortwechsel zu überreden. Nun, auf dem Schlossplatz, sahen wir aber auch nichts. Mein Vater, ein Praktiker, freundet sich strategiefuchsmäßig mit dem Bratwurstverkäufer an. So stehen wir jetzt, essend, auf der Schlossbrücke. Dann schleichen wir uns von hinten an. Polizisten treten von einem Fuß auf den anderen. Raunen sich zu: „Gleich.“ Passanten hören dies, raunen sich zu, bleiben, denn: gleich. Inzwischen hat man es auf vier Stunden gebracht. Dann plötzlich Bewegung, zwei Minuten Troß, und zwei Sekunden Clinton. „Ich hätte ihn mir viel dünner vorgestellt“, bemerkt einer. Alle lächeln. Wir brechen auf. Erlöst. JÖRG SUNDERMEIER
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