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berliner szenenWo war Ranicki?

Hauteculture

Ins Häppchen gebissen. Geweint. Der Pumpernickel mit Tunfisch, muss man sagen, war sehr scharf mit Zwiebel angerichtet. Exquisit jedoch ließ er sich mit den fruchtigen Tomatenmus-Schnittchen abwechseln. Erst ein Tunfisch-, dann ein Tomatenhäppchen, das war lecker – und damit hat man schon ein Grundgesetz unserer Literaturszene angesprochen: Auf die Kombinationen kommt es an.

Von der Vorstellung der neuen Literaturzeitschrift Literaturen Montagabend in der Bar jeder Vernunft lässt sich allerdings nur bedingt auf personelle Konstellationen schließen. Beziehungsweise war das meiste eh vorher klar. Natürlich fehlten die Herren Karasek und Reich-Ranicki sowie komplett die Zeit-Redaktion: Man wollte eben der neu gebackenen Chefredakteurin Sigrid Löffler den Abend nicht verderben. Schon interessant, wie tief Zerwürfnisse im weichen Bereich der Kultur so gehen können.

Aber ansonsten waren natürlich alle da: Freunde, Mitarbeiter, Interessierte, Reservierte, Pressearbeiter, potentielle Hämeverbreiter, Michael Naumann und Schnittchenesser wie unsereiner. Wir erzählen ja nichts Neues, wenn wir darauf verweisen, dass bei so einem Abend der eigentliche Anlass bald in den Hintergrund der Aufmerksamkeit gerät. Von der Tendenz her fällt er einem immer dann wieder ein, wenn man den Weg von einem der Veranstalter kreuzt. So war’s. Einen Tag später wurde Reich-Ranicki übrigens beim Italiener im taz-Haus gesichtet. Er war also doch in Berlin! War er vielleicht auch in der Bar jeder Vernunft, womöglich verkleidet? In Frankfurt zur Buchmesse wissen wir mehr. drk

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