berliner szenen: Alte Dekos im neuen Jahr
Schön leuchten
Ja is’ denn scho’ . . . vorbei? Gut zwei Wochen nach Weihnachten scheint man in den Innenbezirken von Berlin ausgemistet zu haben, was vom Fest übrig blieb. An der Potsdamer Straße liegen häufchenweise Tannenbäume auf den Freiflächen zwischen parkenden Autos, hier in der Kochstraße vor dem Rudi-Dutschke-Haus schmeißt man die Sachen lieber vor die Tür und wartet darauf, dass sich die BSR der verdorrten Fichten erbarmt. Schneller waren nur die kalten Marketingstrategen: Im Fernsehen verschwand Santa Claus gleich in der ersten Werbepause von „Titanic“, und an den U-Bahnhöfen waren Adventskränze auf Plakatwänden bereits am 27. Dezember mit TUI-Reisen-Bikinis überklebt. Das ist merkwürdig, schließlich halten sich Reklamen für irgendwelche Erotic-Messen oder Wurstangebote von Kaiser’s manchmal Monate über den Termin hinaus. Vielleicht ist der Weihnachtsmann aber auch nicht so sexy wie Dolly Buster.
In den Kneipen dagegen existiert das alte Jahr tapfer im neuen weiter. Das Kumpelnest hat seine plüschigen Schneedekorationen lediglich durch lustige Lampenstrumpfmasken und silvesterkompatiblen Glitter ersetzt. Und die Vitrine vor dem Roses ist noch immer mit Lametta vollgetüddelt. Das macht ja auch den Charme einiger Locations aus: Hier ist die Zeit nicht stehen geblieben, aber sie hinkt gewaltig hinterher. Am besten ist allerdings die Weihnachtssternbeleuchtung in der Nachbarwohnung gegenüber. Die bleibt das ganze Jahr angeschaltet. Soviel Gemütlichkeit muss sein, gerade in Kreuzberg. hf
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