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berliner szenenSpy vs. spy

Aus dem geheimen Spionagetagebuch von Agentin 00, Deckname „WC“:

10. 8., 10 Uhr. Habe soeben meinen Posten im Sat.1-Heißluftballon am Potsdamer Platz bezogen. Als Tarnung dient eine klitzekleine Digicam und ein „Anders Reisen Berlin – mit Insider Tipps“-Buch. Wenn die wüssten, wie insidermäßig meine Tipps sind . . .

11. 8., 12 Uhr. Bin heute erst gegen Mittag in die Luft gegangen, denn meine Verkleidung (der falsche Bart und der falsche Busen) wollte nicht kleben. Sobald der Ballon schwebte, konnte ich hinter den Scheiben der hessischen Landesvertretung erkennen, wie Roland Koch sich mit einer dicken Geldscheinrolle eine Zigarre anzündete. Das waren bestimmt an die 20 Tausender, fest zusammengerollt wie eine Cohiba! Dann kam Staatssekretär Beermann, und die beiden schienen zu streiten. Koch zeigte immer wieder auf das Kohl-Bild in seinem Büro und zuckte mit den Schultern.

13. 8., 17 Uhr. Als ich heute oben war und zuguckte, wie Dr. Helmut Holl, der Leiter der niedersächsischen Vertretung, dem lebensgroßen Glogowski-Foto in seinem Amtsraum zuprostete, klingelte mein Handy: die Saarländer fühlten sich durch den Ballon belästigt und hätten zusammen mit ein paar anderen Landesvertretungen Beschwerde eingelegt! Ich weiß echt nicht, was die wollen. In den Saarlandbüros kann ich mal eben so die Adressen auf den Briefumschlägen erkennen, aber auch nur, wenn ich durch das Fernglas gucke.

14. 8., 20 Uhr: Heute hat es geregnet, die Sicht war sehr schlecht und der Ballonführer musterte mich so komisch. Vielleicht wegen meiner Uzi? Jedenfalls habe ich mich sehr erschrocken, als ich plötzlich direkt in ein Fernglas schaute! Da stand einer bei den Hessen und guckte direkt in mein Zielfernrohr, und als ich winkte, lief er weg! Später sah ich einen Wagen von Sat.1 unten langfahren, gefolgt von einem unauffälligen schwarzen Auto, die hielten vor der Landesvertretung – sogar von hier oben erkannte ich die hektischen roten Flecken.

15. 8., 14 Uhr. Es ist vorbei. Der Ballon fliegt nicht mehr. Angeblich aus Sicherheitsgründen. Mal sehen, wie lange ich noch in diesem kleinen, fensterlosen Raum festsitzen muss. Wenn nicht bald jemand kommt, hole ich den Mini-Sprengsatz aus dem BH. Ist schließlich ein Notfall.

JENNI ZYLKA

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