berliner szenen: Tanzen im DT
Auf Dickys Dancefloor
„Wollt ihr was?“, fragt die Barfrau und bringt ihr Gesicht ganz nah an mich heran. Ich blicke in riesige smaragdgrüne Pupillen. Disco im Theater, das ist was für Gruselfans. Weil Theatergänger nicht tanzen können, schwarze Rollkragenpullover tragen und immer nur reden. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters gibt es seit kurzem eine Grusel-Comedy, genannt „Dickys Disco“. Dicky ist ein flotter Fünfziger in hellblau ausgewaschenen Jeans, Jeanshemd und gelbem Schlips mit Vorliebe für Medleys. Dickys Dancefloor ist ein vier mal drei Meter großes Holzparkett im Foyerraum. Drum herum stehen kastenförmige Sessel, das Licht ist an, man sieht alles. Bei Dicky zahlt man keinen Eintritt und kann sich zum heißen Scheiß der Siebziger und Achtziger bewegen: Silver Convention, Baccara, Chic. Das Beste von heute spielt er nicht, aber die Hafenbar ist ja nicht weit.
Männer mit schwarzen Rollkragenpullovern unterm Jackett stehen rum und reden, ein paar Frauen tanzen schon nach Abba. Die Party ist so spannend wie eine Schulfeier. Doch dann kommt einer, der es draufhat. Zu John Travolta hat es nicht gereicht, aber immerhin sieht er aus wie ein dünner Dieter Bohlen. Er jumpt auf die Tanzfläche und geht für zwei Stunden nicht mehr runter. Auch wenn die Crowd bei Boney-M-Medleys angewidert das Tanzfeld räumt, bleibt er und gibt alles. Sprünge, Drehungen, Flamenco-Einlagen und Stepkombis wie bei „Riverdance“. „Dieter“ ist vielleicht ein Klon oder ein echter Sportler, das finden Maren und Assja auch. Wir rauchen meine Indian-Tobacco-Lightzigaretten auf und feuern ihn an. Das macht ihm Spass. Bei „Santa Esmeralda“ läuft er zu echter Hochform auf und beglückt uns mit einem doppelten Rittberger. JANA SITTNICK
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