berliner szenen Am Thai-Imbisswagen

Über Namen

Mein Lieblingsname ist zurzeit Nappaporn Schmidt. So heißt die Besitzerin eines beliebten Thai-Imbisswagens, der jeden Samstag auf dem Schöneberger Winterfeldtmarkt steht. Super Wan-Tan-Suppe! Noch viel schöner ist, dass Frau Nappaporn Schmidt ausgerechnet in der Germaniastraße wohnt – eine schöne Krönung dieses globalisierungsfreundlichen Zusammentreffens von Vor- und Nachnamen, die etwa Thomas Manns Neigung zu nord-südlichen Kombinationen definitiv toppt. Tonio Kröger zum Beispiel bleibt dagegen geradezu blass. Auch die ambitionierte Namensgebung, die damals bei manchen Schulkameradinnen zu beobachten war – die Aufsteigereltern wollten ihren Ehrgeiz zumindest im Vornamen ihrer Kinder dokumentieren –, kommt gegen solch eine asiatisch-urdeutsche Verbindung nicht an. Das schafft nicht einmal Xenia Schlüter (Abi 84, wenn ich mich nicht irre).

Jedenfalls, es begab sich also, dass ein alternatives deutsches Paar Frau Nappaporn Schmidt fragte, ob sie noch etwas zu verkaufen habe. Es war schon ziemlich spät am vergangenen Samstag auf dem Winterfeldtmarkt und die Auslage des Imbisses bedenklich leer. Da zeigte die Imbissbesitzerin auf sich und ihre beiden Helferinnen: „Drei Frauen zu verkaufen“, sagte sie. Kurze Irritation beim deutschen Paar. War das als Hinweis darauf zu verstehen, dass Herr Schmidt seine Nappaporn …? Ne, war wohl nur ein Witz. „Danke, ich habe schon eine Frau“, meinte derMann deeskalierend. Außerdem gab es noch Nudelsuppe, sehr lecker. Wobei der Ingwertee dagegen für ungeübte germanische Zungen manch unliebsame Überraschung bereithält: Der brennt nicht nur heiß, sondern verdammt scharf.

DIRK KNIPPHALS