berlin-umzug: Man muss schon schieben
Lehrerin für Deutsch und Kunsterziehung ist Petra Pau, nicht für Physik. Aber die Vizechefin der PDS-Fraktion im Bundestag ist nebenher noch deren „Berlin-Beauftragte“ – und in dieser Funktion beweist sie, dass sie im Physik-Unterricht einmal gut aufgepasst hat. „Physikalisch falsch“ sei es, einen Rutschbahn-Effekt beim Umzug der Bundesministerien von Bonn hierher zu erwarten: Die Spreemetropole liege einige Meter höher. „Es muss also geschoben werden“, schreibt die Berlinerin. Recht hat sie! Nicht nur physikalisch.
Kommentar vonPHILIPP GESSLER
Natürlich wissen das alle einigermaßen vernünftigen Politikerinnen und Politiker auf Bundesebene. Zu offensichtlich und zu teuer ist der Krampf der de facto doppelten Hauptstadt im politischen Alltag. Noch immer werkeln im verschlafenen Bonn mehr Mitarbeiter der Ministerien als in Berlin. Klar, es klappt irgendwie – aber nur zum Preis von Millionen Euro, die sinnlos verpulvert werden. Ein Graus für alle Steuerzahler, ein Stück aus Absurdistan.
So ist Pau zuzustimmen: Nach der Bundestagswahl (vorher ist das illusorisch) muss ein neuer Umzugsbeschluss des Parlaments her. In den vergangenen Jahren wurde klar, dass Bonn sehr gut ohne die Ministerien leben könnte: Die Uni- und UNO-Stadt am Rhein boomt, Berlin rutscht, trotz Teilumzug, ab. Dass die Republik ihren föderalen Charakter verlöre, wenn Berlin alleiniger Ministeriumssitz würde, diese Furcht ist nach drei Jahren Erfahrung leicht zu verscheuchen. Berlin wird nie wie London und Paris alles aufsaugen. Und das ist – man schämt sich fast, es zu sagen – gut so.
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