■ beiseite: Kultur des Verrats
Im England des 15. Jahrhunderts, in einer Zeit schwankender Throne, konnte zu große Treue, aber auch zu schneller Verrat gleich tödliche Folgen haben. Einige hundert Hochgestellte werden in dieser Zeit mit Hochverratsprozessen bedroht. Wer verrät, muß kalkulieren. Zu Zeiten Shakespeares scheinen diese wüsten Verhältnisse längst überwunden, die Treue zum Hause Tudor kontrastiert mit der Anarchie seiner „Rosenkriege“. Aber schon wenige Jahre nach Shakespeares Tod zerfallen alle Loyalitätsbindungen. Am Ende siegt eine neue Klasse. Es dominieren nicht mehr verratbare persönliche Bindungen, sondern die unpersönliche Herrschaft des Kapitals. Anläßlich der „Rosenkrieg“-Inszenierungen im Prater der Berliner Volksbühne spricht Christian Semler heute abend um 20Uhr im Prater der Volksbühne über die Kultur des Verrates.
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