beiseite: Lieber ...
... Claus Peymann!
Na gut, wir haben uns nicht gerade so richtig laut gefreut. Wir fanden es einfach ganz okay, dass Sie an das Berliner Ensemble berufen wurden, und haben weiter mit dem „jungen Theater“ geflirtet. Wir fanden das ganze Von-Ostermeier-bis-zur-Volkbühne-und-zwischendurch-mal-eben-ins-Podewil-Ding halt sexy. Und uns selbst echt jung. Wir haben auch einige unschämte Bemerkungen darüber gemacht, dass Sie, Herr Peymann, schon über 50 sind, ehrlich gesagt ja sogar schon über 60.
Tut uns total leid. Wir haben nämlich gerade einen Brief gelesen: „Offener Brief an Herrn Wewiasinski als Antwort auf seinen Offenen Brief an Roland Koberg (Berliner Zeitung)“. Roland Koberg hatte darauf hingewiesen, dass Ihr Theater bereits 1.000 Wahlabonnements verbuchen konnte – und die Gelegenheit genutzt, auf die Defizite der Besucherorganisation TheaterGemeinde Berlin hinzuweisen. Deren Vorstandvorsitzender, Herr Wewiasinski, fand das gemein. In einem offenen Brief nannte er Sie einen „profilsüchtigen Intendanten“ und stellte Ihre (im Vergleich zu den Karten der TheaterGemeinde günstigeren) Wahlabonnements als Mogelpackung dar: „Herr Peymann hat 1.000 Besucher getäuscht.“ Der Ton gefällt uns. In ihrem Brief sprechen Sie von „unsinnigen und dreisten Unterstellungen“. Sie weisen darauf hin, dass die TheaterGemeinde einen Rabatt von 60 Prozent von den Häusern bekommt, ihren Mitgliedern allerdings nur 40 Prozent einräumt. Und Sie kündigen den Vertrag mit der TheaterGemeinde. Cool.
Herr Peymann, das finden wir alles richtig gut. So viel Spaß hatten wir am Theater lange nicht mehr. Weiter so!
Mit freundlichen Grüßen,
Kolja Mensing
P. S. Keine Angst, das hier ist kein offener Brief, mehr so eine Art Weihnachtspostkarte. Sie müssen nicht antworten.
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