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bank-fusionVerschmerzbarer Verlust

Hochmut kommt vor dem Fall. Der Fall Bankgesellschaft ist keine Ausnahme. Zunächst wähnte sich der ehemalige Bankenvorstand und CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky so sicher, dass er so lange alle Kritik von sich wies, bis ihm die Prüfer der Bankenaufsicht keine andere Wahl mehr ließen. Kostbare Zeit war verstrichen, die Bank stand vor dem Ruin, die Koalition platzte, und die rot-grüne Übergangsregierung sah sich einem finanziellen Scherbenhaufen gegenüber.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Der bereitet jetzt ein weiterer Fall von Hochmut einigen Ärger. Vor knapp drei Jahren scheiterte die Fusion der mehrheitlich landeseigenen Bankgesellschaft mit der öffentlich-rechtlichen Norddeutschen Landesbank (NordLB). Ursachen waren nicht nur die bereits damals vermuteten großen Risiken der Berliner Bank, sondern auch der Größenwahn der Hauptstädter: Sie wollten partout die Führung im neuen Konzern übernehmen. Jetzt tritt die NordLB erneut auf den Plan – nicht als Bittsteller, sondern als Partner mit Führungsanspruch. Wer das Geld hat, hat die Macht, und die NordLB ist offenbar bereit, sich in Berlin zu engagieren.

Niemand reißt sich aber darum, die verlustreichen Immobilientöchter der Bankgesellschaft zu übernehmen – weder die NordLB noch die Privatbanken, mit denen der Senat jetzt über die Zukunft der Bankgesellschaft verhandelt. Lukrativ und ausbaufähig ist hingegen das Massenkundengeschäft, bei dem die Bank in der Stadt Marktführer ist. Der Retail-Bereich ist eines der wenigen Pfunde, mit denen der Senat wuchern kann. Er sollte es intensiv nutzen, damit nicht – wie so oft bei Privatisierungen – die lukrativen Teile verscherbelt werden und die Stadt auf den Verlusten sitzen bleibt.

Das Abgeben der unternehmerischen Führung wäre dann zu verschmerzen. Es ist ohnehin nicht zu verhindern – jedenfalls nicht, wenn die Stadt wenigstens einen Teil der vier Milliarden Mark wieder sehen will, die sie in die marode Bank stecken muss.

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