bärbel hedinger, chefin des altonaer museums : Alle Macht den Kinderpiraten
Sie hat die Vitrine nie geliebt: „Das macht ein Museum unlebendig. Man muss auch etwas zum Anfassen haben.“ Bärbel Hedinger, seit Dezember 2004 Leiterin des Altonaer Museums, das zuvor scharfen Schließungs-Diskussionen ausgesetzt war, ist zufrieden mit ihrer neuen Abteilung: „Kinderolymp“ heißt das soeben neu gestaltete Obergeschoss, das nicht nur dem Kinderkultur-Schwerpunkt der Hamburger Kulturpolitik, sondern auch den Bedürfnissen der jungen Besucher entgegenkommt.
Schon immer hatte die freundlich-resolute Kunsthistorikerin, die das Haus grundlegend reformieren soll, dafür plädiert, „nicht wie Zerberus auf den Exponaten zu sitzen“, um die der Besucher lediglich ehrfurchtsvoll herumschleichen könne. Die „sakrale Stille“ herkömmlicher Museen, sagte sie beim Amtsantritt, schätzt sie in keiner Weise.
Lautstarke Windmaschinen und fröhlich bejohlte Zerrspiegel zieren nun also das Obergeschoss des 1863 gegründeten Museums. Angelegt ist der Parcours als „Reise durch die Welt der Sinne“ mit explizit maritimem Schwerpunkt: Wer mag, kann nach Plastikfischen angeln, sie Salz- oder Süßwasser zuordnen. Anderswo suchen Piraten in entsprechenden Kostümen ihren Weg durch die Weltmeere. Und welcher Erwachsene könnte schon auf Anhieb Buchen- und Eichenrinde unterscheiden? Ist jetzt alles möglich in der neuen, mit Tast-Stationen ausgestatteten Kinderabteilung, in der man auch schlicht Bücher über die kleine Meerjungfrau lesen oder auf einem Riesenglobus die Herkunftsländer der ausgestellten Gewürze suchen kann.
Ein Jahr lang soll die aus dem Grazer „Frieda und Fred“-Museum übernommene Schau in Altona bleiben. Später sollen kindgerechte Ausstellungen zu anderen Teilbereichen des Museums folgen. Grundsätzlich, so Bärbel Hedinger, sei das Projekt „Kinderolymp“ aber auf Dauer angelegt. Als wichtiges Zentrum jenes Hauses, das ab 2007 grundlegend umgebaut werden und unter anderem ein begehbares Schaulager bekommen soll – damit „auch die im Depot lagernden Exponate nicht mehr versteckt werden müssen“. PS