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Archiv-Artikel

ausflug in eine fremde welt Neues Leben in der IFA-Galaxie

Modern, feminin und aufregend soll sie sein – die junge Dame mit den roten Haaren in dem „Easy-Mega-Sexy-Kleid“. Das „lebendige visuelle Aushängeschild“ der Internationalen Funkausstellung soll sie sein, „die Botschafterin eines reizvollen und zukunftsweisenden Events“. Aber wo ist sie denn nun, diese Miss IFA?

„Ja, gute Frage“, meint die junge Frau am Infostand. „Ich habe auch noch keine Miss IFA gesehen.“ Es gibt sie doch, oder? „Ja, es soll sie geben. Aber ich glaube nicht, dass Sie ihr die Hand schütteln können“, sagt sie, dreht sich weg und schenkt ihr Lächeln dem Nächsten. Na dann weiter.

„Darf ich Sie auf Ihren Glücksfleck aufmerksam machen?“, fragt ein junger Mann. Er steht in einem hygienisch weißen Raum, mit hygienisch weißem Licht, hygienisch weiß auch sein Lächeln. Sein Bizeps zeichnet sich unter dem schmutzabweisenden Leibchen ab. Seine Glatze glänzt. Ein Glücksfleck? Welcher Fleck? „Dort, an Ihrer Jacke“, sagt er. Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln. „Sie haben Glück. Wenn Sie wollen, kann unser Waschvollautomat die Sache für Sie bereinigen.“ Anschließend könnten die „Zeolith-Granulate“ dieses „Energiesparweltmeisters“ dem Stoff gleich die Feuchtigkeit entziehen. „Ja, ja“, er wirft den Kopf zurück, „im herkömmlichen Haushalt kann man diese Reinigungskünstler noch unter den Namen ‚Waschmaschine‘ und ‚Trockner‘ antreffen.“

Andere Halle, andere Welt. Vögel zwitschern aus weißen Baumstämmen, die in die Decke ragen. Hasenschatten laufen über Leinwände dem Sonnenuntergang entgegen. Der weiße Kunstrasen raschelt unter jedem Schritt. Dies ist also der Lebensraum des „Rolly“, des eiförmigen Ja-was-ist-das-eigentlich? „Der Rolly ist mehr als ein gewöhnlicher Portable Sound Entertainment Player“, sagt ein Fräulein, während sich der Kleine auf ihrer Handfläche dreht, seine weißen Arme im Takt schwingt und von innen heraus leuchtet und blinkt. „Spielen Sie Ihre Lieblingslieder, und beobachten Sie die Entwicklung seiner Persönlichkeit“, sagt die Dame und streichelt liebevoll das Gerät. „Möchten Sie ihn auch einmal halten?“

Plötzlich kommt eine Menschentraube herangeeilt. „Dies ist ein offizieller Rundgang. Platz da! Platz da!“ Fotoapparate blitzen um die Wette, Kulis kratzen über Notizblöcke. Dort, mitten im Getümmel steht sie also: Miss IFA! Sie ist echt! Und wie sie sich an Klaus Wowereit schmiegt! Ein Lächeln hier, ein verführerischer Augenaufschlag da. „Weiter geht’s!“ Und weg sind sie.

Die junge Dame mit Rolly auf der Hand blickt mich vorwurfsvoll an. „Aber nehmen Sie ihn doch. Sonst wird er noch ganz traurig.“ SOPHIA WISTEHUBE