ausbildungszahlen : Billiglöhner mucken auf
Angriff ist die beste Verteidigung. Die UnternehmerInnen haben es gemeinsam mit ihrem braven Bello Wolfgang Clement in den vergangenen Monaten geschafft, die Jugendlichen selbst für ihre erfolglose Suche nach einem Ausbildungsplatz verantwortlich zu machen. Jetzt sollen es nicht die Firmen versäumt haben, ihre ArbeiterInnen der Zukunft auszubilden, sondern die 16- 18-Jährigen sind einfach zu ungebildet, zu unmotiviert, zu unflexibel.
KOMMENTAR VONANNIKA JOERES
Vielleicht sind sie tatsächlich unwillig, sich auf billige Art ausnutzen zu lassen. Sie seien selbst zu unfähig für einfache Praktika, verlautet die Industrie, hunderte dieser Stellen seien unbesetzt. Kein Wunder, dass sie sich ärgert: Für Firmen sind die PraktikantInnen die günstigsten ArbeiterInnen aller Zeiten. 150 Stunden feilen, bohren, schleppen, verkaufen, abwaschen für weniger als 200 Euro im Monat, das kommt den 1-Euro-Jobs nach Hartz-IV schon erstaunlich nahe.
Dabei ist der Gewinn für die Jobber äußerst gering. Nach dem Praktikum stehen sie immer noch ohne Ausbildung da, und schon die regulären Azubis müssen um die wenigen Arbeitsplätze kämpfen. Nach dem Praktikum ist also vor dem Praktikum, vor dem 1-Euro-Job, dem nächsten Qualifizierungskurs. Eine Endlos-Schleife, die nur der Statistik zu schöneren Zahlen verhilft – und den Firmen, die sich wieder einmal erfolgreich um die Ausbildungsplatzabgabe herum gekläfft haben.