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atomendlagerWegweisendes Verfahren

Es geht hier nicht um eine Bewertung deutscher Atompolitik. Es geht um die Frage, wie mit ihren Folgen umgegangen werden soll: mit 270.000 Kubikmetern strahlendem Atommüll. Der Arbeitskreis zur Suche nach Kriterien für ein atomares Endlager hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin gestern seinen Abschlussbericht übergeben. Man kann es nicht anders sagen: Das darin beschriebene, detailliert ausgearbeitete Verfahren ist fair, praktikabel und demokratisch. Es ist eine im wahrsten Sinne des Wortes wegweisende Arbeit.

Kommentarvon NICK REIMER

Das Ergebnis zeigt, dass die Politik klug gehandelt hat, als sie die Verfahrenssuche in die Gesellschaft auslagerte. Sicherheitsspezialisten, Soziologen, Umwelt- und Atomexperten haben in dem Bericht Anforderungen formuliert, die von der zwischen Lobbyisten eingeklemmten Politik so niemals hätten festgeschrieben werden können. Bedenken der Bevölkerung, die Wirtschaftsentwicklung sowie Wasser- oder Naturschutz sind jetzt genauso wichtig wie die sicherheitstechnische Eignung der geologischen Formation.

Will die Politik sich weiterhin klug verhalten, darf sie jetzt nichts an dem Expertenvorschlag ändern. Das soll allein der von der Kommission geforderten gesellschaftlichen Debatte vorbehalten bleiben. Diese Debatte muss spätestens im Frühjahr in Gang kommen. Auch wenn 2030 nach unglaublich viel Zeit klingt: Die Kommission selbst schätzt die Umsetzung ihres Vorschlages zeitlich als ehrgeizig ein. Die Politik muss deshalb das Verfahren mit dem notwendigen Kapital ausstatten: Fehlendes Geld wirkt wie Sand im Getriebe der Endlagersuchmaschinerie.

Wer allerdings glaubt, das faire Verfahren sei ein weiterer Sargnagel für die Atomstromindustrie, der irrt. Nach den Vorstellungen Jürgen Trittins soll im Jahr 2010 an mindestens zwei Standorten, die als geeignet aus dem Verfahren hervorgehen, mit endgültigen Probebohrungen begonnen werden.

Denkbar ist aber auch, dass nach dem Verfahren fünf oder fünfzehn Orte „geeignet“ sind. Dann hätte die Atomlobby beste Argumente, der Gesellschaft einzureden: Das Endlagerproblem ist doch gelöst. Insofern ist es unsinnig, dass die Anti-AKW-Bewegung ihre Anhänger jetzt gegen das vorgeschlagene Verfahren mobilisiert. Druck sollte sie besser auf die politischen Entscheidungsträger ausüben, damit das ohnehin schwache Atomreaktor-Abschaltprogramm nicht noch weiter verzögert wird.

wirtschaft & umwelt SEITE 8

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