angeknipst: Im No-go-Dunkeln
Der Drogenhandel, im Schanzenpark, aber auch anderswo: Dass daraus ein Wahlkampfthema werden könnte, mitsamt des Hypes um die gefühlte Sicherheit, wie er einst den Recht-und-Ordnung-Hasardeur Ronald Schill in Amt und, nun ja, Würden hievte: Diese Sorge muss vor allem die SPD beschäftigen. Da ist sie gebranntes Kind. Dazu passen die dröhnend verkündeten Polizei-Einsätze gegen die „öffentlich wahrnehmbare Drogenkriminalität“: Nicht um Substanz geht es, sondern um Bilder.
Ein solches Bild gemacht hat sich jetzt Katarina Blume, Fraktionsvorsitzende der Altonaer FDP: „Die ständig anwesenden Dealer, die aggressive Ansprache und das damit einhergehende Klientel sind unübersehbar“, pressemitteilte sie am Montag über einen Ausflug in den Schanzenpark. Der sei „für Jugendliche, Frauen und Familien mit Kindern mittlerweile zur No-go-Area geworden.“
Was, schon rein sprachlich, klingt wie von jenem Anwalt formuliert, der seit April medienwirksam den Politikbetrieb vor sich her zu scheuchen sucht: Ob er inzwischen sein Bürgerbegehren für mehr Patrouillierende und Dealer-Festnahmen auch durch jedermann angeschoben hat? Damit hatte er der Stadt gedroht, sollte die seine vorgeschlagenen Maßnahmen nicht prompt in echte Politik übersetzen. Dass er auch gleich wissen ließ, er rechne „mit wütenden Reaktionen aus der Dealer- und linken Unterstützerszene“: Das ist der passiv-aggressive Stoff, aus dem in Hamburg Recht-und-Ordnung-Stifter gemacht werden.
Überschrieben hatte die Altonaer FDP-Frau ihren Ruf nach mehr Beleuchtung auch mit einer Art Bild: „Im Dunkeln ist gut munkeln – und im Schanzenpark sowieso!“ Munkeln, freilich, das ist, wenn Menschen gerüchteweise sprechen. Aufs Gerücht greift, geht es um den Park hinter dem Sternschanzenbahnhof, derzeit tatsächlich so mancher zurück. Bloß ist keiner davon Dealer. Alexander Diehl
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