andrang an den privatschulen : Fataler Eskapismus
Eltern sorgen sich um ihre Kinder. Das ist – angesichts zahlreicher Medienberichte über verwahrloste Babies und versoffene Jugendliche – eine positive Nachricht. Wenn aber tatsächlich 20 Prozent der Erziehungsberechtigten überlegen, ihre Kids an Privatschulen büffeln zu lassen, dann muss bei allen Bildungspolitikern die Alarmsirene aufheulen. Denn diese Eltern entziehen der staatlichen Schule ihr Vertrauen.
KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH
Das ist vielfach sicher unberechtigt. Vor allem aber ist es gesamtgesellschaftlich eine Katastrophe. Denn der Run auf die privaten verschlimmert die Situation an den öffentlichen Schulen noch. Die flüchtenden Kinder stammen meist aus gut gebildeten Elternhäusern. Die in allen Pisa-Studien geforderte soziale und intellektuelle Mischung der Klassen rückt so in weite Ferne. Zudem verlieren die staatlichen Schulen Väter und Mütter, die bisher mit ihrem Engagement als Elternsprecher oder Fördervereinsmitglieder die gröbsten Missstände haben ausgleichen können.
Die Schulministerin sollte sich daher beeilen, aus ihren öffentlichen Schulen eine Attraktion gerade für Eltern mit Anspruch zu machen. Dafür aber ist Offenheit für moderne Bildungsansätze gefragt – und nicht der Rückfall in den Paukermuff der 50er Jahre.