amma darko : Die Gesichtslosen
In ihrem jüngsten Roman, „Die Gesichtslosen“, thematisiert Amma Darko das Problem der Straßenkinder in Accra. Sie erzählt die Geschichte der 14-jährigen Fofo, die in einem der Slums von Accra auf der Straße lebt und sich mit Diebstählen und Gelegenheitsarbeiten durchschlägt. Das geht so lange gut, bis die Leiche ihrer Schwester auf der Straße gefunden wird und Fofo ins Visier des Zuhälters Poison gerät, der versucht, sie zu vergewaltigen. Per Zufall lernt Fofo Kabria kennen, eine Frau aus der Mittelschicht, die seit 16 Jahren mit einem Architekten verheiratet ist, der sich freundlich-gleichgültig zeigt, solange die Organisation des Haushalts durch Kabria reibungslos funktioniert und er sich nicht um die drei gemeinsamen Kinder kümmern muss. Beruflich engagiert sich Kabria in der Nichtregierungsorganisation Mute, die dabei ist, ein alternatives Dokumentationszentrum über die Situation von Frauen und Kindern aufzubauen. Die Frauen von Mute nehmen Fofo eine Zeit lang bei sich auf und versuchen gemeinsam mit einem Radiojournalisten, die Hintergründe des Mordes an der Schwester von Fofo zu ermitteln, da die Polizei offensichtlich kein Interesse an der Aufklärung des Falls zeigt.
Amma Darko hat für diese Geschichte lange recherchiert. Ihr Interesse galt vor allem einer illegalen Squattersiedlung am Rand eines großen Markts in Accra, die von den Einwohnern der ghanaischen Hauptstadt „Sodom und Gomorrha“ genannt wird. Aus vielen Gesprächen mit den Bewohnern dieses Slums, den „Gesichtslosen“, hat sich ein sehr authentisch wirkender Roman entwickelt, der auf spannende und amüsante Weise von der Tragik einer fremden Welt erzählt. KATRIN SCHNEIDER
Amma Darko, „Die Gesichtslosen“. Schmetterling Verlag 2002, 16,80 €