Dildo-Würfe auf Basketballerinnen: Grüne Abscheulichkeiten
In der US-Liga WNBA werden immer wieder Dildos in Richtung der Basketballerinnen geworfen. Der frauenverachtende Werbegag verstört die Spielerinnen.

S chon wieder haben Zuschauer*innen versucht, grüne Sexspielzeuge bei einem Spiel der US-Frauenliga WNBA auf den Platz zu werfen. Siebenmal kam es in den vergangenen zwei Wochen zu derartigen Vorfällen, viermal erreichte das Sexspielzeug das Feld. Das erste Mal wurde in Atlanta ein grüner Dildo in Richtung der Basketballerinnen geworfen. Wenige Tage später folgte ein weiterer Wurf in Chicago. „Superrespektlos“ fand das Elizabeth Williams, Center bei Chicago Sky.
Beim Spiel der Indiana Fever gegen die Los Angeles Sparks dann der nächste Wurf, welcher die Fever-Spielerin Sophie Cunningham nur knapp verfehlte. Diese hatte zuvor auf X gefordert, die Würfe zu unterlassen, und sagte noch am Morgen des Spiels in ihrem Podcast: „Jeder bemüht sich darum, dass die WNBA kein Witz ist und ernst genommen wird, und dann passiert so was.“ Lynne Roberts, Trainerin der Los Angeles Sparks, bezeichnete die Vorfälle als „lächerlich, dumm und idiotisch“. Zudem seien die Würfe gefährlich und die Sicherheit der Spielerinnen habe oberste Priorität.
In einem Interview mit USA Today bekannten sich die Entwickler einer Kryptowährung zu den Würfen. Der Sprecher der Kryptogruppe „Green Dildo Coin“ sagte, die Würfe der grünen Dildos seien der Versuch gewesen, einen viralen Moment zu kreieren, um Aufmerksamkeit für die Marke zu erlangen.
Dieses Ziel scheinen sie erreicht zu haben: Innerhalb von sieben Tagen nach dem ersten Wurf bei einem WNBA-Spiel stieg der Wert der Kryptowährung um 309 Prozent. Und bekannte Persönlichkeiten mit großer Reichweite tragen den Trend mit. Auf Instagram postete Donald Trump Jr. ein Meme, auf welchem sein Papa, US-Präsident Donald Trump, vom Dach des Weißen Hauses einen grünen Dildo auf das Parkett wirft.
Keine Dildos in den Männerligen
Der Sprecher der Kryptowährung beteuerte, dass die Werfer nichts gegen Frauensport hätten. Doch die Würfe der Zuschauer sind mehr als nur ein Witz oder der Versuch, Aufmerksamkeit für das eigene Produkt zu generieren. Warum passiert es nur in der WNBA? Parallel läuft auch der Spielbetrieb im Baseball oder Fußball bei den Männern. Da schmeißt niemand Dildos auf das Spielfeld. Dass dies nur in der WNBA vorkommt, ist also gewiss kein Zufall. Es ist der Versuch, die Spielerinnen zu demütigen und zu sexualisieren, sie ins Lächerliche zu ziehen.
Die Spielerinnen der WNBA haben in den vergangenen Jahren einen bisher unbekannten medialen Hype für des Basketball der Frauen geschaffen. Besucher*innenzahlen in den Hallen, Einschaltquoten im Fernsehen und finanzielle Investitionen steigen in der Liga in den vergangenen Jahren stark an. Junge Stars wie Caitlin Clark, Paige Bueckers oder Sabrina Ionescu ziehen Massen in die Hallen, Topspiele erreichen mittlerweile teils höhere Einschaltquoten als die Spiele der jüngsten Finalserie der männlichen Kollegen in der NBA.
Die Ereignisse der vergangenen Wochen ziehen die Aufmerksamkeit nun weg von dem, was auf dem Parkett passiert. Nach einem Dildowurf folgen Spielunterbrechungen, in Interviews geht es nicht mehr um das Spiel oder den Kampf um eine angemessene finanzielle Entlohnung für die Spielerinnen, sondern um grüne Gummiteile. Die Würfe mögen den Umsatz der Cryptowährung ankurbeln, sie sind aber auch der Versuch, Sportlerinnen ihren verdienten Platz abzusprechen, und ein Zeugnis anhaltender Misogynie im Sport.
Dass es die WNBA ist, die unter den Dildoattacken zu leiden hat, ist gewiss kein Zufall. Die Liga zelebriert wie keine andre eine queere Sportkultur. Dass da dann auch noch Basketball auf Spitzenniveau gespielt wird, ist für etliche männliche Zuschauer wohl nur schwer zu verarbeiten. Der Profisport war lange eine männliche Domäne, eine Plattform für die Präsentation maskuliner Kraft und Leistungsfähigkeit. Wurde Profisportlerinnen lange Zeit jede Weiblichkeit abgesprochen, werden sie heute, wo sie auf den größten Bühnen der Welt angekommen sind, auf eine abscheuliche Art sexualisiert.
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