american pie: Rein inne Reuse
Wie Basketballstar Paolo Banchero die Orlando Magic in der NBA stark macht
Was haben wohl die Orlando Magic und Paolo Banchero gemein? Nun, sie werden immer besser. Die Basketballmannschaft aus Florida war noch vor Jahren abgeschlagen, galt als Sanierungsfall. Doch das Team nutzte die Möglichkeiten, die sich in der NBA bieten und integrierte junge Talente so clever ins Team, dass der Aufschwung für nun alle sicht- und zählbar ist. Die Magic schafften es in der abgelaufenen Saison in die Play-offs, scheiterten da noch in der ersten Runde, aber wenn es so weitergeht, dürfte der Fortschritt in den finalen Knock-out-Spielen nur eine Frage der Zeit sein.
Paolo Banchero ist einer von diesen Hochbegabten, Spielkamerad Franz Wagner ein anderer. Aber weil der im letzten Match am Montag gegen die Indiana Pacers etwas kränklich war und in früher Spielphase die Segel streichen musste, drehte eben Banchero auf. Fünfzig Punkte erzielte der 21-Jährige mit dem italienischen und amerikanischen Pass. So oft ist der von ihm geworfene rostrote Ball noch nie durch die Reuse des Gegners gerutscht. Mit 37 Punkten in der ersten Halbzeit stellte er außerdem den Team-Rekord von Tracy McGrady aus dem Jahr 2003 ein. Wenn er so weitermacht, dann dürfte er am Saisonende zu den besten fünf Werfern der Liga gehören – was zu Beginn seines Einstiegs ins Profigeschäft gar nicht so sicher war.
Die Sicherheit aus der Mitteldistanz und aus der Ferne fehlte doch etwas, aber daran hat Banchero hart gearbeitet, und schon in der vergangenen Spielzeit sprangen einem die Verbesserungen ins Auge. Nun konnte Banchero nicht nur wuchtig zum Korb ziehen und dort seine Physis ausspielen, sondern reifte zur, nun ja, polyvalenten Allzwegwaffe auf dem Parkett. Heutige Allstars müssen ja idealerweise (fast) alles können. Spieler mit einer Inselbegabung kommen in der heutigen NBA nicht mehr so weit wie früher. Und wenn einer über vielfältige Begabungen verfügt, dann ist es dieser Spieler, der immer so wirkt, als ginge ihn das oft hektische Treiben in der Halle gar nichts an.
Paolo Banchero war in seiner Highschool-Zeit auch ein guter Footballspieler, auf der Position des Quarterbacks brillierte er durchaus, entschied sich dann aber für den Basketballsport. Sein jüngerer Bruder Giulio Banchero hat auch die Qual der Wahl. Er spielt fantastisch Basketball, aber ebenso gut kann er mit dem ovalen Ball beim American Football umgehen. Und während sich der jüngere Bruder für den Raufsport zu entscheiden scheint, spielt Paolos Schwester Mia Fußball auf der Queens University in Charlotte; und neulich hat sie ihr erstes Tor für das Team, die Royals, geschossen. Der aus Italien stammende Vater Mario Banchero wusste das auf X zu würdigen.
Die Familie ist also ausgesprochen sportlich, was vermutlich Paolo Bancheros Mutter in der Hauptsache zu verantworten hat. Rhonda Smith Banchero spielte früher auch Basketball, sogar kurz in der WNBA in Sacramento. Sie ist 1,90 Meter groß, der Sohn 18 Zentimeter größer, und der Stolz der Eltern über den NBA-Star ist so groß, dass der Papa sein X-Profil mit einem Schnappschuss von sich, seiner Frau – und Ex-Präsident Barack Obama verziert hat. Er wird weiteren Grund zur Freude und vielleicht weitere Aufwartungen in der hohen Politik haben, denn der ältere Sohn macht bis dato wirklich alles richtig.
Er schaut zwar immer etwas phlegmatisch aus der Wäsche, aber wenn es um die Wurst geht, kommt dann doch ein Energieschub nach dem anderen. Kam er in seiner ersten Saison als Power Forward für die Orlando Magic auf einen Punkteschnitt von 20, so ließ er in den folgenden 82 Spielen 22,6 Punkte pro Partie folgen. Aktuell steht er bei 27, ein wirklich respektabler Wert, der es einem Franz Wagner auch einmal erlaubt, mit einer krankheitsbedingten Schwäche auszufallen. Auf den US-Nationalspieler ist eben Verlass.
Markus Völker
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