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american pieDer übers Wasser läuft

Zlatan Ibrahimovic, 37, trifft bei den Los Angeles Galaxy so häufig, dass er gar in der Premier League wieder zum Gesprächsthema wird

Unaufhaltsam: Ibrahimovic (weißes Trikot) lässt sich kaum stören Foto: Today Sports

Nur zwei Tore fehlen Zlatan Ibrahimovic noch, um auch statistisch den Rang einzunehmen, der seinem Selbstverständnis entspricht – den Rang des Besten. Noch führt in der Major Soccer League der Mexikaner Carlos Vela die Torjägerliste mit 29 Treffern an. Doch gut möglich, dass der einstige schwedische Nationalspieler von den Los Angeles Galaxy bereits am Mittwoch mit ihm gleichziehen wird, wenn die Auswärtspartie bei Real Salt Lake ausgetragen wird. Es läuft nämlich beim bereits 37 Jahre alten Stürmer derzeit erstaunlich gut.

Am Sonntag beim 7:2-Kantersieg gegen Sporting Kansas City traf Ibrahimovic gleich dreimal und hat mit seinen 27 Toren zugleich einen Vereinsrekord aufgestellt. Um seine herausragende Form im Spätherbst seiner Karriere plastisch zu machen, werden in den USA fantasiereiche Statistikwerte verbreitet. Jüngst wurde sein 300. Treffer seit seinem 30. Geburtstag gefeiert. Dass ihm davor in seiner Karriere lediglich 232 Treffer glückten, dürfte allerdings vornehmlich mit dem etwas dürftigeren Niveau in der amerikanischen Profiliga zu tun haben.

Zlatan Ibrahimovic selbst zweifelt freilich nicht an seiner Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Fußball. Ende August ließ er bereits verlauten, er könne sich eine Rückkehr nach Europa zu Manchester United durchaus vorstellen. Er ließ wissen: „Ich könnte immer noch locker in der Premier League spielen.“ Und der ehemalige ManU-Star Clayton Blackmore ist offenbar der gleichen Überzeugung. Anfang dieser Woche forderte er die Verantwortlichen seine Vereins auf, Ibrahimovic zurückzuholen. Der Klub brauche eine zentrale Anspielstation im Sturm und Ibrahimovic sei die beste, die man haben könnte.

Weil Ibrahimovic sowieso ein Einmannunternehmen ist, lässt er sich vom fehlenden Teamerfolg mit den LA Galaxy nicht beirren. „Ich bin der Beste, der je in der MLS gespielt hat“, ließ er die Reporter vor Kurzem wissen. Das wäre auch dann noch so, wenn er mit dem Klub keinen Titel holen würde.

Gut im Zweikampf

In seiner ersten Saison belegte LA Galaxy den siebten Platz in der Western Conference und verpasste damit die Playoffs. Aktuell sieht die Lage besser aus. Mit dem Sieg gegen Kansas City rückte die Mannschaft auf den fünften Tabellenplatz vor mit guten Aussichten auf die Ausscheidungsspiele.

Verlassen kann sich das Team dann auf ihren hochmotivierten Seniorstar. Gegen Kansas City fiel er nicht nur dank seiner Tore, sondern auch wegen seiner Giftigkeit auf. Seine Quote von 82 Prozent gewonnenen Zweikämpfen ist für Stürmer recht ungewöhnlich.

Und wenn es dieses Mal wieder nicht zum Titelgewinn in der Major League Soccer reichen wird, empfiehlt sich trotzdem sein Verbleib in den USA. Seinen Legendenstatus kann Ibrahimovic von hier aus in aller Ruhe ausbauen. In Europa werden allenfalls Zusammenfassungen von den Spielen gezeigt, die wenig Rückschlüsse auf die Qualität der Liga zulassen, aber die Treffsicherheit von Ibrahimovic weiter fleißig dokumentieren. Obendrein sorgt der Schwede persönlich noch für Höhepunkte ganz anderer Art, wenn er etwa seine Ausnahmestellung dadurch unterstreicht, dass er einen Mitspieler aus der Freistoßmauer schubst oder über die sozialen Netzwerke seine überirdischen Fähigkeiten preist. Dieser Tage stellte er eine kleine Filmsequenz auf seinen Twitter-Account, auf der ein Flitzer beim Versuch, sich ihm zu nähern, über den Rasen schlittert. Ibrahimovic geht dabei seiner Wege, als ob nichts wäre. Betitelt hat Zlatan Ibrahimovic die Szene mit „Walking on water“.

Johannes Kopp

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