piwik no script img

american pieMarlies Askamps WNBA-Team mit Problemen

Wenig Sonne in Miami

And we sang dirges in the dark

Es wäre eine schöne Heimkehr gewesen für Marlies Askamp am nächsten Montag beim All Star-Game der Basketball-Liga WNBA in Phoenix. Dort hatte die 29-Jährige drei Spielzeiten verbracht, bevor sie von Coach Cheryl Miller aussortiert wurde und über die Minnesota Lynx zu den Miami Sol nach Florida kam, einem von vier neuen Teams in dieser Saison. Doch bei der Wahl der Spielerinnen für das Match des Ostens gegen den Westen belegte Askamp mit 31.235 Stimmen bei den östlichen Centerinnen nur Rang fünf. Und trotz ihrer 21 Punkte und 13 Rebounds am Montag beim 59:42-Sieg gegen Seattle Storm wird sie wohl auch bei New Yorks Coach Richie Adubato, der heute die Ersatzspielerinnen für Phoenix nominiert, keine Chance haben.

Zu schlecht ist ihr Team Miami Sol, das den niedrigsten Punkteschnitt der Liga und erst sechs Siege hat. Deutlich wurde die Misere im Match gegen Seattle, einen anderen Neuling mit dem zweitschlechtesten Punkteschnitt. Nachdem im zweiten Jahr der 1997 mit acht

Teams gestarteten WNBA Washington und Detroit hinzukamen, im letzten Sommer dann Minnesota und Orlando, stockte die Profiliga in dieser Saison gleich um vier Teams auf: Portland, Seattle, Miami und Indiana. „Wenn man das in der NBA machen würde, hätte man vier furchtbare Teams“, kommentierte Adubato den Gewaltakt, „das ist hier nicht der Fall.“ Aber fast. Alle vier Expansion Teams stehen unten, während die Neulinge des Vorjahres noch von der Pleite der Konkurrenzliga ABL profitierten, gab es in diesem Jahr einfach nicht genug erstklassige Spielerinnen. „Wir sind wie ein Revolver mit zwei Kugeln“, bemüht Seattle-Coach Lin Dunn einen Wildwestvergleich, „alle anderen haben sechs.“ Von entsprechend übler Qualität war das Match gegen Miami Sol, die sage und schreibe 55 Freiwürfe hatten, von denen 38 verwandelt wurden. 13 Mal von der Linie traf Marlies Askamp, die wieder die einzige Deutsche in der WNBA ist, nachdem Sophie von Saldern einen Tag vor Saisonbeginn von Cleveland aus dem Kader gestrichen worden war.

Im nächsten Jahr soll es erstmals keine Expansion der Liga geben, obwohl WNBA-Präsidentin Val Ackerman sagt, dass es sechs weitere Interessenten aus NBA-Städten gäbe. Die Liga hat allerdings schon mit 16 Teams Probleme, ihren Spielplan sinnvoll zu koordinieren, vor allem in diesem Jahr, wo wegen der Olympischen Spiele im September ein früherer Saisonbeginn nötig war. Dadurch kollidierte die WNBA zum Teil noch mit den NBA-Play-offs.

Der Zuschauerschnitt sank bislang auf etwa 8.600 Besucher, nachdem er letzte Saison noch 10.207 betragen hatte. Kein Grund zur Panik für die WNBA. Nachdem zuvor alle Versuche, eine Frauen-Profiliga einzuführen, gescheitert waren, hat sich die WNBA mit Hilfe der mächtigen NBA stabilisiert. Niemand redet mehr von einem möglichen Scheitern, optimistisch wird für die nächsten Jahre geplant. Sponsoren suchen die Fernsehpräsenz weiter zu verbessern, die wirtschaftlich schwachen Teams wie Utah Starzz oder Charlotte Sting stabilisieren oder gegebenenfalls verlegen, heißen die Prioritäten. Die Liga hat sich etabliert, und Maura McHugh, Assistenztrainerin der Sacramento Monarchs ist sicher: „Wir kommen voran.“ MATTI LIESKE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen