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american pieHouston Texans starten in die NFL

Die zweite Seite

In Texas lieben sie ihren Football. Ob am Freitag, wenn die Highschool-Mannschaften sich messen, oder am Samstag, wenn die Colleges und Universitäten spielen. Vor allem aber sonntags, wenn die Dallas Cowboys auflaufen. Die nennen sich ganz bescheiden „America’s Team“, gehören seit den 70er-Jahren zu den sportlich wie kommerziell erfolgreichsten Sportklubs des Landes – und waren in den vergangenen sechs Jahren konkurrenzlos, wenn es um die Zuneigung der texanischen Football-Fans ging.

Damals nämlich verzogen sich die zuletzt notorisch erfolglosen Houston Oilers nach Nashville und nannten sich fortan Tennessee Titans. Houston aber blieb ohne Profi-Football und unglücklich, bis der Wirtschaftsmagnat Bob McNair 700 Millionen Dollar springen ließ und der National Football League (NFL) eine neue Franchise-Lizenz abkaufte – und sich selbst ein lukratives Unternehmen: Die Houston Texans gehen mit 59.000 verkauften Dauerkarten in die neue, ihre erste NFL-Saison, die offiziell morgen beginnt. Die Texans greifen dann am traditionellen Sonntag ins Geschehen ein, wenn sie in ihrem nagelneuen, 417 Millionen Dollar teuren Reliant Stadium ausgerechnet auf die Cowboys treffen. Das ist kein Zufall: McNair durfte sich für die Eröffnungsparty des neuesten NFL-Schmuckstücks den Spielpartner aussuchen.

Lange bevor die Texans einen Football geworfen hatten, wurde die Rivalität zu den Cowboys bereits geschürt. Auf riesigen Plakatwänden wurden Houstonians befragt: „Auf welcher Seite stehst du?“, und zu einer ersten gemeinsamen Trainingseinheit der Texans und Cowboys kamen mehr als 27.000 Zuschauer. Die bekamen prompt eine kleine Schlägerei zwischen den beiden Teams zu sehen. Sports Illustrated kürte die Konkurrenz zum „War for Texas“ und die Partie am kommenden Sonntag, aufgrund des komplizierten NFL-Spielplans vorerst die letzte offizielle bis 2006, wird von beiden Seiten zur texanischen Meisterschaft erklärt. „Dieses Spiel müssen wir gewinnen“, sagt Safety Darren Woodson, einer der Stars der Cowboys. In Houston heißt es, die restlichen 15 Saisonspiele können ruhig verloren gehen –wenn nur Dallas besiegt wird.

Das dürfte schwierig werden, auch wenn die Cowboys in den letzten Jahren eher zum unteren Mittelmaß gehörten. In den Vorbereitungsspielen der Texans beobachtete Chefcoach Dom Capers ein beängstigendes Auf und Ab. Einmal konstatierte er „Erfahrung und Disziplin“, dann durfte er sich wieder über üble Abwehrfehler und unnötige Strafen ärgern. Capers ist auf jeden Fall der richtige Mann: Er war Coach der Carolina Panthers, als die 1995 frisch in die Liga kamen und gleich sieben von 16 Spielen gewannen, so viel wie kein anderes Expansions-Team in der Geschichte der NFL. Zwar trauen die Experten den Texans in dieser Saison kaum mehr als drei oder vier Siege zu und selbst der eigene Manager garantiert, dass man nicht die Playoffs erreichen werde. Aber wer weiß: Die letzten drei Super-Bowl-Sieger waren von denselben Experten vor Beginn der Saison kaum als Playoff-Kandidaten eingeschätzt worden. Und schließlich gibt es in Texas nur eins, was sie mehr lieben als ihren Football: erfolgreichen Football. THOMAS WINKLER

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