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Archiv-Artikel

alle für den frieden (28) Last call for a flight to Bagdad

Stoppschild Mensch

Von LJAY

500.000 demonstrierten gegen einen neuen Krieg am Golf. Die ganze Nation eine Friedensbewegung? Die taz stellt täglich vor, wer sich so rührt.

Extreme Situationen verlangen extremes Handeln. Das nahm sich die Gruppe „Last minute to Bagdad“ zu Herzen und buchte Berlin–Bagdad. Die ersten sechs Berliner Schutzschilde fliegen heute um 18.25 Uhr von Tegel ab. Ihr fester Glaube: Je mehr ausländische human shields in und um Bagdad Position beziehen, desto größer die Chance, einen Angriff der USA auf den Irak zu verhindern.

Die Objekte, die es zu schützen gilt, sind die humanitären Einrichtungen vor Ort. Interne Abweichungen über Zielsetzung und Durchführung der gemeinsamen Aktion werden, dem Einsatz nach, emotional und persönlich diskutiert. Der gemeinsame Nenner der bunt zusammengewürfelten Gruppe bleibt das Ziel, einen Krieg im Irak zu verhindern. Sollte das scheitern, will nur ein Teil vor Ort bleiben, andere wollen gehen, spätestens wenn die UN-Mitglieder abrücken. Denn für Naivität ist kein Platz. Schließlich ist ein Krieg wahrscheinlich und Rücksichtnahme von Seiten der USA eher unwahrscheinlich. „Wir sehen uns nicht als Märtyrer oder Helden. Wir fahren dahin, um zu helfen, nicht um zu sterben“, betont der Student Maik Neudorf.

Die rund 400 schon im Irak als Schild dienenden Delegationsmitglieder aus aller Welt befinden sich im Konflikt mit der irakischen Regierung. Saddam Hussein sieht lieber seine Ölraffinerien geschützt als Kinderspitale. Denn humanitäre Einrichtungen würden bei einem Angriff sowieso geräumt. Neudorf kritisiert, die einzelnen Delegationen würden zu sehr auf sich gestellt handeln: „Wenn sich alle zusammentun, kann eine Instrumentalisierung verhindert werden.“ LJAY

www.last-minute-to-bagdad.deMorgen: Ohne Punkt und Komma – Amerikaner reden Bush den Krieg aus