alle für den frieden (21) : Fleischerei gegen den Krieg
Friede den Textilien
500.000 demonstrierten gegen einen neuen Krieg am Golf. Die ganze Nation eine Friedensbewegung? Die taz stellt täglich vor, wer sich so rührt.
Für den Frieden sein ist schön und gut, aber ehrliche Meinungen sollen mehr sein als Lippenbekenntnisse, brauchen auch ein Outfit, eine Fahne, ein Plakat oder ein weißes Stirnband beispielsweise. Am besten macht sich zurzeit ein eindeutiges Signal auf der Brust, so wie bei Sheryl Crow. Ihr weißes T-Shirt mit dem Slogan „War is Not the Answer“ (Krieg ist nicht die Antwort) ist trendsetzend.
Die „Fleischerei“ in der Torstraße, derzeit die Garantie für das ausgefallenste T-Shirt-Design in der Stadt, hat weder das Crow-Trikot im Angebot, noch prangt das große Plakat mit dem Aufdruck „Kein Krieg“ aus kommerziellen Gründen im Schaufenster. Auch wenn Looser sagt, dass sich das „Scheißkrieg“-Shirt (15 Euro) ziemlich gut verkauft. „Die Werkstatt wird in der Richtung in letzter Zeit schon oft benutzt“, sagt Beat. Er meint die Siebdruckwerkstatt im Keller. Hier kann drucken, wer will, auf Papier oder Textilien, und einige der Printerzeugnisse finden dann ihren Weg dorthin, wo früher Blutwürste an den Fleischerhaken hingen. „No War“ steht auf den Stickern und Plakaten, Kampfflieger sind darauf zu sehen oder zerbrochene Knarren.
Einige hundert Meter weiter, wo das wirklich trendige Design zu Hause ist, um die Hackeschen Höfe herum, ist Friedenslook noch keine Marke. Stattdessen 80er-Jahre-Disko-Style oder Military-Outfit. Einzig im Respectless kann man fündig werden. Es muss mal ein schlichtes T-Shirt in Bundeswehr-Khaki gewesen sein. Nun steht „give me some“ in Rosa auf der Brustseite, und hinten „peace“. Das bisschen Frieden kostet 25 Euro. KAB
Morgen: Friedliche Paragrafenritter – Juristen sammeln Antikriegsgründe