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ai macht Colombo für Morde verantwortlich

■ Sri Lankas Sicherheitskräfte töteten Tausende/ Tausende „verschwunden“/ Regierung untätig

London/Colombo (afp) — Angehörige der Sicherheitskräfte in Sri Lanka haben nach Angaben der Menschenrechtsorganisation „amnesty international“ (ai) in den vergangenen Jahren im Kampf gegen politische Oppositionelle Tausende von Menschen getötet und mehrere tausend „verschwinden“ lassen. Wie ai am Mittwoch zum Auftakt einer weltweiten Kampagne gegen Menschenrechtsverletzungen in Sri Lanka mitteilte, scheint die Regierung der Inselrepublik diesen Terror gegen die Zivilbevölkerung zu unterstützen. Die Sicherheitskräfte treten zufolge sowohl in Uniform als auch in Zivil unter dem Deckmantel von Bürgerwehren auf oder lassen Morde durch Todesschwadrone ausführen, die häufig direkte Verbindungen zur regierenden „Vereinigten Nationalpartei“ (UNP) unterhalten.

„Die Regierung sieht dem tatenlos zu und weigert sich bislang, die Verwantwortung für die Vergehen der Sicherheitskräfte zu übernehmen“, erklärte die Menschenrechtsorganisation. ai appelliert an Colombo, das gewaltsame Vorgehen bewaffneter Oppositionsgruppen nicht als Vorwand oder Rechtfertigung für schwerwiegende Menschenrechtsverstöße zu nutzen, sondern intensiv auf eine Verbesserung der besorgniserregenden Situation hinzuarbeiten.

Allein im Süden Sri Lankas, wo die Armee 1988 und 1989 die bewaffnete singhalesische Oppositionsgruppe „Janatha Vimukti Peramuna (JVP) bekämpfte, starben laut ai mehrere tausend Menschen durch die Hand von Soldaten, Polizisten oder durch Todesschwadrone. Tausende gelten zudem bis heute als „verschwunden“.

Das Muster der systematischen Menschenrechtsverletzungen im Süden des Landes setze sich gegenwärtig auch im Kampf der Armee gegen separatistische Tamilen im Norden und Osten Sri Lankas fort, berichtete ai. Bei den Offensiven des Militärs gegen die „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) gerate die Zivilbevölkerung immer mehr in die Schußlinie. Bei der Einnahme der Stadt Kalmunaa im Juni seien mehrere Dutzend Einheimische von Soldaten verschleppt, anschließend mit dem Bayonett erstochen und öffentlich verbrannt worden.

Unterdessen werden von der Inselrepublik erneut schwere Kämpfe gemeldet, denen mindestens 40 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.

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