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Zynisch -betr.: "Feministische Partei-Hilflosigkeit?" v. 5.7.94

Betr.: „Feministische Partei-Hilflosigkeit?“ v. 5.7.

In Ihrem Artikel verkürzen Sie, Susanne Kaiser, die Diskussion des Abends auf die Frage Frauenpartei, ja oder nein. Und das auch noch in einer zynischen Art und Wiese, die der Ernsthaftigkeit an dem Abend nicht gerecht wird. Es haben im Gegensatz zu vielen anderen Veranstaltungen eben nicht nur die Frauen auf dem Podium geredet, sondern die Frauen aus dem Publikum bestimmten wesentlich die Diskussion. Anhand der Frage – Frauenpartei oder nicht – ergaben sich unglaublich viele Facetten von politischen Einmischungsmöglichkeiten, die verdeutlicht haben, wie stark der Bedarf an Information und Auseinandersetzung zu dem Thema Frauen und aktive Politik ist. Vor allem wurde immer wieder explizit das System der parlamentarischen Demokratie in Frage gestellt. Diese Form der politischen Beteiligung wird dieser Gesellschaft nicht gerecht. Die fehlenden Beteiligungsmöglichkeiten von Frauen gehen mit dieser Kritik einher. Doch auch daran können hier lebende Ausländerinnen nicht teihaben, selbst wenn sie es wollten.

Sie haben diese Analyse in der Darstellung des Abends, insbesondere des sogenannten „radikal-autonomen Weges“ einfach weggelassen und somit verfälscht. Die Ausführungen von Gudrun Fischer waren eben weil sie sie schriftlich vorbereitet hat, wesentlich aussagekräftiger, weniger schwammig und haben im übrigen die Beiträge der anderen Podiumsteilnehmerinnen bestimmt, die sich gezwungen sahen darauf zu antworten. Den Begriff „political correctness“ auf die linkeren Positionen anzuwenden, ist ein Totschlag-Argument Was genau hat Ihnen nun an diesen Ausführungen nicht gepaßt? Schreiben Sie doch, ob Sie sie zu dogmatisch, zu analytisch, zu altmodisch oder sonstwas finden? Sie entziehen sich der notwendigen inhaltlichen Auseinandersetzung. Sonja Köstermann

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