Zweitliga-Nordderby Eintracht Braunschweig – Hannover 96: Risikospiel bleibt friedlich

Die Fußballspiele zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig sind ’was Besonderes, weil sich die Fans nicht sonderlich mögen. Dieses Mal aber blieb der befürchtete Krawall aus.

Bengalos zünden statt Derby gucken: Die zweite Hälfte beginnt mit Spielunterbrechung Foto: Peter Steffen/dpa

BRAUNSCHWEIG taz | Das Zweitliga-Spiel zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 ist am Sonntag ohne die befürchteten Krawalle verlaufen. Wohl auch, weil die Polizei nach einer geplanten Massenschlägerei der verfeindeten Fan-Lager bereits am Freitagabend über 100 Menschen festnahm. Für einige gab es Aufenthaltsverbote für Braunschweig und für andere gar ein Langzeitgewahrsam bis nach dem Risikospiel. Außerdem waren insgesamt rund 1.000 Polizisten aus mehreren Bundesländern im Einsatz. So konnten sich die Zuschauer im mit 23.000 ausverkauften Eintracht-Stadion tatsächlich auf das Fußballspiel konzentrieren. Das blieb, bis auf eine Bengalo-Unterbrechung Anfang der zweiten Hälfte, auch ziemlich friedlich und endete 2:2 (2:1).

Das Derby der Klubs hat eine lange Geschichte und die Fan-Feindschaft beruht auch darauf, dass die benachbarten Städte Hannover und Braunschweig sich nicht sonderlich mögen. Obwohl – oder gerade weil – sie sich in vielerlei Hinsicht so ähnlich sind. Das Gelächter war in Braunschweig beispielsweise groß, als der Deutsche Fußballbund (DFB) 1935 die Mannschaft von Hannover 96 zwang, gegen Schalke 04 im Braunschweiger Eintracht-Stadion anzutreten. Der DFB begründete diese Entscheidung damals damit, dass das Spiel „in heimischer Umgebung“ stattfinden müsse. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass Hannover verlor.

Ein weiteres sportliches Nachsehen hatte Hannover 96, als der DFB sich 1962 entschloss, Eintracht Braunschweig und eben nicht Hannover 96 in der damals neu gegründeten, landesweiten Liga spielen zu lassen. Das nehmen sie in Hannover dem DFB noch immer übel.

Abseits des Fußballplatzes aber hat Hannover schon seit einigen Jahrhunderten die Nase vor der kleineren Nachbarin. Und dass, obwohl Braunschweig im Mittelalter schon eine Metropole war, während die bäuerlichen Bewohner Hannovers noch in ihrem Dorf lebten. Doch die Dominanz Braunschweigs hielt nicht lange, aus Hannover wurde ein Königreich und Braunschweig blieb ein Herzogtum. Beide wurden von den Welfen regiert – zumindest so lange bis Hannover von Preußen geschluckt wurde. Spätestens seit Hannover und nicht Braunschweig Landeshauptstadt des neugegründeten Bundeslandes Niedersachsen wurde, ist Hannover klar vorn.

Nur in einem Bereich begenen sich die Städte jetzt noch – zumindest gelegentlich – auf Augenhöhe. Nämlich bei den Derbys ihrer 1895 (Eintracht Braunschweig) und 1896 (Hannover 96) fast zeitgleich gegründeten wichtigsten Fußballklubs der Städte. Offiziell wurden zwischen den beiden Mannschaften bisher 48 Spiele ausgetragen. Davon gewannen Eintracht und 96 jeweils 17, 14 gingen unentschieden aus.

In dieser Saison spielen nun beide Vereine wieder in der zweiten Bundesliga. Und beide Klubs rechnen sich Chancen auf den Aufstieg aus. Eintracht Braunschweig ist auch nach dem Unentscheiden gegen Hannover weiter Tabellenführer. Und die Hannoveraner liegen mit fünf Zählern Rückstand auf Braunschweig auf Rang vier.

Sportlich war es am Sonntag ein Spiel auf gehobenem Zweitliga-Niveau. Ein Derby, wie es sein sollte. Leidenschaftlich, kampfbetont und ausgeglichen. Die Tore schossen – begleitet durch Schmähgesänge der gegnerischen Fans, Bengalos und Knallkörper – Reichel (1:0), Hernandez (2:0), Harnik (2:1) und Karaman (2:2).

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