Zweites Grand-Prix-Halbfinale in Belgrad: Verschwörungsmythos zerbröselt

Die Theorie einer osteuropäischen Punkteverschwörung ist als Mär entlarvt worden. Unter den 25 Finalisten sind 12 EU-Länder, 13 zählen nicht zur Europäischen Union.

Ein Blick, der Ozeane zum Kochen bringt: Vania singt über die Liebe zum Meer. Bild: eurovision.tv

BELGRAD taz Lange Gesichter bei der Schweiz und ihrem Interpreten Paolo Meneguzzi kam mit seiner nervös temporierten Schnulze nicht ins Finale - Endstation Halbfinale. Wie auch für Weißrussland, Litauen, Ungarn, Tschechien und Mazedonien ... Die Theorie, dass beim Eurovision Song Contest gute west- und nordeuropäische Popware zugunsten einer osteuropäischen Punkteverschwörung abgestraft wird, ist sowohl beim ersten wie zweiten Semifinale des ESC als Mär entlarvt worden.

In der Endrunde stehen alle fünf skandinavischen Länder, drei von sechs Ländern, die aus Jugoslawien hervorgegangen sind, unter anderem Serbien, Kroatien und Bosnien & Herzegowina - Letztere zurecht mit exzellenten Liedern. Die Osteuropapunktemafiatheorie stimmt ab sofort auch in anderer Hinsicht nicht. Unter den 25 Finalisten (Sonnabend, 21 Uhr, ARD) sind 12 EU-Laender, 13 zählen nicht nur Europäischen Union. Von den klassischen ESC-Ländern, die bis zum Fall des Eisernen Vorhangs unter sich blieben, sind 12 im Finale, 13 hingegen kommen aus dem sogenannten Ostblock.

Trend: Balladen haben wieder Konjunktur. Frauen und Männer, ob als SängerInnen oder Tänzerinnen, verfügen in der Mehrzahl über ersichtlich muskulöse Körper, mit denen sie dreiminütige Stand-Up-Aerobic-Meisterleistungen hinlegen können. Bedauernswerter Weise nicht im Finale ist der bulgarische Act, eine elektroversmogte Reggaenummer, bei der auf der Bühne die Plattenteller in Flammen gesetzt wurden. Offenbar war es dem Publikum in 19 Ländern nicht genehm, (Deutschland durfte nicht mitstimmen, da schon für das Finale gesetzt).

Die Show selbst wurde in den beteiligten Ländern mit durchschnittlichen Marktanteilen von 65 Prozent geguckt. Der NDR erzielte mit der Übertragung des ersten Semifinales am Dienstag lediglich eine Zuschauermenge von unter einer Viertelmillion, die Quote lag bei unter vier Prozent: Ein Zeichen, dass das deutsche Publikum nur zuschaut, wenn es sich mit einem deutschen Beitrag identifizieren kann.

Svante Stockselius, Generalsekretär des ESC, kommentierte das Resultat nicht. Die genauen Punktezahlen werden erst in der Nacht nach dem Finale veröffentlicht. Unter Buchmachern gelten am Sonnabend Georgien (ein Friedenslied), Israel (ein Liebeslied), Portugal (eine Hymne an die Liebe zum Meer) und die Ukraine (Dancefloor-Pop im Höchsttempo) als favorisiert.

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