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Zweitakter fahren vom Markt runter

■ Der ostdeutsche Motorradhersteller MuZ hat Konkurs angemeldet. Malaysische Kapitalgeber haben sich zurückgezogen. Das neue Viertakter-Modell begeisterte nur 2.800 MotorradfahrerInnen im Jahr

Zschopau/Berlin (dpa/taz) – Die knatternden MZ-Motorräder sind am Wochenende völlig aus dem Zweitakt gekommen. Am Samstag hat der sächsische Motorradhersteller Motorrad- und Zweiradwerk GmbH (MuZ) in Zschopau Gesamtvollstreckung beantragt. Der Begriff ist die ostdeutsche Variante des Konkurses. Durch die „nachhaltige Anspannung der Liquidität“ könne der Betrieb nicht weitergeführt werden, sagte Geschäftsführer Petr- Karel Korous. 170 MitarbeiterInnen montieren die legendären Zwei- und Viertakter-Motorräder in dem Werk im Erzgebirge.

Noch im März diesen Jahres hatte das malaysische Unternehmen Hong Leong Industries Berhad den Motorradherstellern in Zschopau signalisisert, weiter an einer Beteiligung an dem Werk interessiert zu sein. Der Mischkonzern ist in den Sparten Stahl, Papier und Keramik tätig und fertigt für die japanische Motorradmarke Yamaha Mopeds in Malaysia. Die neuen Viertakter MZ und das klassische Standardmodell mit dem unverwechselbaren Knatter- Sound hätten mit Hilfe von Hong Leong auch in Asien verkauft werden können. MuZ sollte zudem für die Malaysier Entwicklungsarbeiten übernehmen und wäre dafür mit neuem Kapital ausgestattet worden. Im Januar hatte der Vertrag mit den Malaysiern angeblich kurz vor Abschluß gestanden; unterzeichnet wurde er aber nie.

Von zu DDR-Zeiten 3.000 Beschäftigten bei MZ – ehemals DKW Zschopau – konnten zunächst noch 630 ArbeiterInnen weiter schrauben, dann 270, zuletzt noch 170. Die Treuhand und der neue Geschäftsführer Korous speckten das Werk kräftig ab. Auf 80.000 produzierte Motorräder war das Werk zu DDR-Zeiten angelegt, 1994 montierten die Zschopauer gerade mal 5.000 Zweiräder. Im vergagenen Jahr verkauften sie nur noch 2.800 Motorräder und machten damit einen Umsatz von 20 Millionen Mark. Der Umsatz war bereits 1994 so rapide gesunken, daß das Fortbestehen des Unternehmens schon damals gefährdet war. Selbst Helmut Kohl befaßte sich in einer Krisensitzung im Dezember 1994 mit MuZ.

Die Treuhand hatte 1992 das Unternehmen liquidiert und ihm ein neues Konzept verpaßt. Doch weder der schlanke Betrieb noch die neuentwickelten Modelle mit bis zu 500 Kubikzentimetern konnten MuZ aus den Verlusten reißen. Die Belegschaft hatte sogar 1992 auf zehn Prozent ihres kärglichen Ostlohns verzichtet und dem Unternehmen so rund eine Million Mark erspart. Mehrfach hatten auch das Land Sachsen und der Bund Beihilfen gewährt oder direkte Kapitalspritzen genehmigt. „Bund und Land haben sich bis an die Grenze des Machbaren engagiert“, sagte Armin Reck, Sprecher des sächsischen Wirtschaftsministeriums, am Wochenende. Der Betrieb habe seine Chancen nicht nutzen können. Allein bei der kürzlich überwiesenen letzten Hilfe habe MuZ 40 Millionen Mark erhalten.

Doch auch heute werden die ArbeiterInnen durch das Werktor von MuZ gehen. Service und Ersatzteilhandel seien für die nächsten Tage auf jeden Fall gesichert, heißt es. ufo

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