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Zwei dicke Kumpel

■ CDU-Chef Fischer kritisiert „Profilierungsversuche“ von Beusts

Freunde fürs Leben waren sie noch nie – jetzt geht der schwelende Streit zwischen Hamburgs CDU-Chef Dirk Fischer und dem Fraktionsvorsitzenden in der Bürgerschaft Ole von Beust in eine neue Runde: Fischer hat die öffentlichen Auftritte von Beusts im Zusammenhang mit der CDU-Spendenaffäre kritisiert. Er habe den Eindruck, dass gelegentlich die eigene Profilierung stärker wiege als die Solidarität gegenüber der Parteiführung und der Partei, sagte Fischer am Sonnabend in Hamburg. Dadurch und durch einzelne nicht mit ihm abgestimmte Schritte entstehe ein falsches Bild über den Hamburger Landesverband.

Fischer lehnt vor allem die vom Fraktionschef geforderte Vorverlegung des Bundesparteitages in Essen ab. Von Beust hatte sich dafür ausgesprochen, dass der Parteitag von Mitte April vorgezogen und möglichst rasch ein neuer Parteivorstand gewählt werden solle. Der Landesvorsitzende setzt hingegen zunächst auf eine Aufklärung der Finanzaffäre. Ein neugewählter Parteivorstand sollte dann den Rücken frei haben, damit er sich wieder um inhaltliche Politik kümmern könne.

Das Wort Streit wollte Fischer jedoch nicht in den Mund nehmen, er sprach lieber von unterschiedlichen Auffassungen. In der CDU gebe es keine Denkverbote.

Von Beust hatte am Freitag im NDR-Fernsehen dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl „Maßlosigkeit“ vorgeworfen. Kohl habe beim Umgang mit den Spendengeldern „das Maß verloren“. Allerdings habe die Kontrolle durch die Partei ebenfalls nicht funktioniert. Er selbst habe in schwierigen Situationen geglaubt, „der Alte wird's schon richten“, sagte von Beust.

Der Politiker räumte ein, dass die aktuelle Situation die CDU fast zerreiße. Kohl sei in den vergangenen Jahren der „große Zampano“ gewesen. Viele in der Partei würden jetzt nicht wahrhaben wollen, dass Kohl auch Fehler gemacht habe. Das hinzunehmen bedeute nicht, die Lebensleistung von Kohl nicht anzuerkennen. Doch diese Art des Umgangs mit Geld sei nicht zu akzeptieren: „So kann man eine Partei nicht führen.“ taz/lno

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