Zwangsarbeit in Simbabwe: Folterdiamanten aus Marange

Auf Diamantenfeldern in Simbabwe werden Zwangsarbeiter von Soldaten und Polizisten gefoltert und vergewaltigt, berichtet die BBC. Sicherheitskräfte bestätigen die Vorwürfe. Die EU zweifelt.

Knochenarbeit: Diamantenfeld in Marange. Bild: ap

JOHANNESBURG afp | Auf den Diamantenfeldern im Marange-Gebiet im Osten von Simbabwe werden einem Rundfunkbericht zufolge Zwangsarbeiter in einem Gefangenenlager von Soldaten und Polizisten gefoltert. In einem Bericht der britischen BBC, der am Montag ausgestrahlt werden sollte, berichten Augenzeugen von Gewalt und sexuellem Missbrauch. Ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton forderte "stichhaltige Beweise" für diese Behauptungen.

Laut der BBC zwingen die Sicherheitskräfte Zivilisten zur Arbeit in den Marange-Minen. Menschen, die sich widersetzten oder einen Teil der Einnahmen aus dem Diamanten-Geschäft verlangten, würden in die Folterlager gebracht.

Ein mit Stacheldraht gesichertes Zeltlager befindet sich laut dem BBC-Bericht nur wenige hundert Meter von der Hauptmine Mdaba entfernt. Die Firma, die die Mine ausbeutet, würde von einem Freund von Simbabwes Staatschef Robert Mugabe geleitet. In der Nähe von Muchena gebe es demnach ein zweites Lager.

Einer der ehemaligen Häftlinge, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte der BBC, er sei morgens und abends mit bis zu 40 Peitschenhieben bestraft worden. Er könne seitdem einen seiner Arme nicht mehr benutzen und nur mit Mühe laufen. Außerdem seien Hunde auf die mit Handschellen gefesselten Gefangenen gehetzt worden. Mehrere Ex-Gefangene sagten, zudem seien Frauen vergewaltigt worden.

Berichte von Todesfällen

Vertreter der Sicherheitskräfte, die ebenfalls anonym bleiben wollten, bestätigten die Folterungen. Ihren Angaben zufolge gab es in dem Lager auch Todesfälle. Die Regierung in Harare wollte der BBC keine Fragen beantworten. Auch die Nachrichtenagentur AFP konnte zunächst keinen Sprecher für eine Stellungnahme erreichen.

Ashtons Sprecher Michael Mann sagte in Brüssel, der EU seien bereits in der Vergangenheit Berichte von Nichtregierungsorganisationen über angebliche Folterlager in Simbabwe vorgelegt worden. "Aber wir hatten nie stichhaltige Beweise, die belegen, dass diese Lager wirklich existieren", erklärte Mann. Schon "vor einem Jahr" seien in einem BBC-Bericht ähnliche Behauptungen aufgestellt worden – jedoch ohne einen "hundertprozentigen" Beweis. Auch EU-Vertretern in Harare sei es nie gelungen, überzeugende Beweise zu sammeln.

Das simbabwische Militär hatte 2008 gewaltsam die Kontrolle über die wertvollen Minen des Marange-Gebiets übernommen. Dabei kamen nach Angaben von Menschenrechtsgruppen rund 200 Menschen ums Leben. 2009 wurde der Handel mit Diamanten aus den Minen durch den sogenannten Kimberley-Prozess zur Bekämpfung des illegalen Diamantenhandels untersagt. Ende Juni wurde der Export von Marange-Diamanten durch zwei Unternehmen jedoch wieder zugelassen.

Die Entscheidung war auf massiven Protest von Menschenrechtsorganisationen gestoßen, weil der kongolesische Vorsitzende des Kimberley-Prozesses, Mathieu Yamba, sie praktisch im Alleingang durchgesetzt hatte. Vertreter der Zivilgesellschaft hatten die Sitzung in Kinshasa erbost verlassen.

Der Kimberley-Prozess, an dem die EU stellvertretend für alle Mitgliedsstaaten teilnimmt, war 2003 in Kraft getreten, um über Herkunftszertifikate den Handel mit sogenannten Blutdiamanten zur Finanzierung gewaltsamer Konflikte zu verhindern. Simbabwe soll über einen Diamanten-Vorrat im Wert von fünf Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro) verfügen.

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