Zusammenfassung DFB-Pokal: Bundesliga ist Pokal egal
Wasserpausen in Gluthitze und einige deftige Blamagen prägten die Spiele der ersten DFB-Pokalrunde. Ein Drittel aller Bundesligavereine ist am Wochenende ausgeschieden.
DÜSSELDORF dpa | So viele Bundesliga-Blamagen gab es schon lange nicht mehr. Erstmals seit 25 Jahren ist ein Drittel des Fußball- Oberhauses in der ersten Runde des DFB-Pokals ausgeschieden. 1899 Hoffenheim, die SpVgg Greuther Fürth, der Hamburger SV, der 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt verabschiedeten sich schon zum Auftakt.
Den sechsmaligen Cupsieger Werder Bremen erwischte es mit 2:4 nach Verlängerung bei Drittligist Preußen Münster. Besonders misslich war das 0:4 von Hoffenheim beim Berliner AK 07: Nie verlor ein Bundesliga-Club gegen einen Viertligisten höher.
Aufsteiger Fürth blamierte sich am Samstag 0:2 beim Drittligisten Kickers Offenbach. Am Sonntag wurden der Hamburger SV beim Drittligisten Karlsruher SC (2:4) und der 1. FC Nürnberg beim Regionalligisten TSV Havelse mit 2:3 nach Verlängerung düpiert. Zweitligist Erzgebirge Aue eliminierte Erstliga-Rückkehrer Frankfurt mit 3:0. An diesem Montag (20.30 Uhr/ARD und Sky) muss Rekordgewinner Bayern München bei Zweitliga-Aufsteiger Jahn Regensburg ran.
Negativrekord für Bundesligavereine
Der bisherige Negativ-Pokalrekord datiert aus der Saison 1967/68. Damals gab es sieben Erstrundenpleiten von Top-Vereinen. Seit der Spielzeit 98/99 können Bundesligisten aber nicht mehr zum Pokal-Auftakt gegeneinander spielen.
Der HSV wähnte sich in Karlsruhe nach einer 2:1-Führung zur Pause schon auf der Siegerstraße. Marcus Berg und Maximilian Beister waren für die Hanseaten erfolgreich. Doch im zweiten Abschnitt wachte der KSC auf. Nach starken Freistößen drehten Selcuk Alibaz und Martin Stoll das Match für den Zweitliga-Absteiger, ehe Elia Soriano die Sensation vollendete.
In Havelse machten eine Woche vor dem Bundesliga-Start Christian Biermann (13. Minute), Patrick Posipal (60.) und Marc Vucinovic (97.) mit ihren Toren das Nürnberger Debakel perfekt. Für Aue traf gegen Frankfurt Jakub Sylvestr doppelt. Und in Münster schockte Dimitrij Nazarov Erstligist Bremen mit dem vorentscheidenden 3:2 (96.). Matthew Taylor machte das Werder-Aus perfekt. Eine faustdicke Überraschung gelang auch Wormatia Worms. Der Viertligist warf Bundesliga-Absteiger Hertha BSC (2:1) aus dem Wettbewerb.
Desolat und beschämend
Hoffenheims Trainer Markus Babbel war restlos bedient. „Nach so einer Niederlage können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen“, sagte Babbel nach dem peinlichen Auftritt seiner Profis in Berlin. Vor allem Neuzugang Tim Wiese erwischte im Tor der Hoffenheimer einen rabenschwarzen Tag. „Das war desolat. Dafür müssen wir uns schämen“, meinte er.
Titelverteidiger Dortmund ließ sich beim Bremer Vorortclub FC Oberneuland nicht überraschen und kam durch Neuzugang Marco Reus, Jakub Blaszczykowski und Ivan Perisic zu einem ungefährdeten 3:0-Erfolg. Noch höher gewannen der VfL Wolfsburg mit Dreifachtorschütze Ivica Olic mit 5:0 beim FC Schöneberg 05 und der VfB Stuttgart ebenfalls mit 5:0 beim SV Falkensee-Finkenkrug. Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf setzte sich bei Wacker Burghausen 1:0 durch.
Bereits am Freitag erreichte der FC Augsburg durch ein 2:0 in Wilhelmshaven als erster Bundesligist die nächste Runde. Zwei Tore durch Sergio da Silva Pinto waren am Sonntag die Grundlage für den 6:1-Sieg von Hannover 96 beim FC Nöttingen. Schalke 04 (5:0 beim 1. FC Saarbrücken) entledigte sich der Aufgabe gleichfalls souverän.
Trinkpause in Gluthitze
Borussia Mönchengladbach hatte drei Tage vor dem Hinspiel in der Champions-League-Qualifikation gegen Dynamo Kiew beim 2:0-Sieg gegen Alemannia Aachen mit dem hartnäckigen Gegner und dem Glutofen Tivoli zu kämpfen. Bei fast 40 Grad unterbrach Schiedsrichter Felix Zwayer die Partie in beiden Hälften je einmal, um den Akteuren eine Trinkpause zu gewähren. Die Treffer zum Sieg im Westderby vor mehr als 30 000 Zuschauern schossen Juan Arango und Havard Nordtveit.
Nach dem bitteren Erstrunden-Aus im Vorjahr in Dresden kam Bayer Leverkusen diesmal beim 4:0 als Gast von Carl Zeiss Jena ohne Mühe weiter. Simon Rolfes, Karim Bellarabi, Stefan Kießling und Junior Fernandes trafen für die Bayer-Elf. Der SC Freiburg kam durch einen späten Treffer von Sebastian Freis zum 2:1-Sieg bei Victoria Hamburg. Der FSV Mainz 05 erreichte die zweite Runde im Schongang und gewann am Sonntagabend beim Oberligisten SV Roßbach/Verscheid mit 4:0 (2:0).
Die meisten Zweitligisten gaben sich in den Duellen mit unterklassigen Gegnern keine Blöße. Zwei Treffer von Thomas Bröker bescherten dem 1. FC Köln den 2:1-Erfolg bei der SpVgg Unterhaching. Durch einen Doppelpack von Zlatko Dedic gewann der VfL Bochum mit 2:0 beim 1. FC Heidenheim. Dem MSV Duisburg genügte ein von Goran Sukalo verwandelter Strafstoß zum 1:0 beim Halleschen FC. Der 1. FC Kaiserslautern gewann bei Hansa Rostock 3:1.
Der FC St. Pauli feierte Mahir Saglik, dem beim 3:0 beim Offenburger FV zwei Treffer gelangen. Guillermo Vallori eröffnete den Torreigen für 1860 München in Bonn beim 6:0-Erfolg gegen Fünftligisten FC Hennef 05. Zweitligist SC Paderborn scheiterte im Ostwestfalen-Duell 1:3 bei Drittligist Arminia Bielefeld. Im Duell zweier Zweitligisten schaltete Aufsteiger VfR Aalen den FC Ingolstadt 3:0 aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
SPD im Vorwahlkampf
Warten auf Herrn Merz
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut