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■ Zur PersonSPD läßt Hennemann fallen

Ex-Vulkan-Chef Friedrich Hennemann wird in Zukunft nicht mehr auf SPD-Parteitagen reden, er hat sein Mandat als Landesdelegierter niedergelegt. Hennemann reagierte damit auf Diskussionen in seinem Ortsverein Lüssum-Bockhorn, die von der Ortsvereins-Vorsitzenden Ursula Arnold-Cramer initiiert wurden. Sie wirft Hennemann Vertrauensbruch vor: „In Absprache mit dem Ortsvorstand hat Herr Hennemann sein Mandat wegen des Vulkan-Untersuchungs-Ausschusses ruhen lassen. Trotzdem hat er vor dem Landesparteitag im Juni geredet.“Darüber habe sie im Ortsverein reden wollen. „Hennemann hat dann rhetorisch die Vertrauensfrage gestellt und sein Mandat niedergelegt“, so Arnold-Cramer.

Hennemann selbst weist diese Vorwürfe zurück. „Ich bin auf dem Parteitag scharf kritisiert worden. Man muß sich verteidigen dürfen.“Zudem habe er in seiner Rede die Mitschuld am Vulkan-Desaster der seiner Meinung nach verantwortlichen CDU-Senatoren Perschau und Nölle dargestellt. „Wenn ich als SPD-Mitglied nicht einmal mehr die gegnerischen Parteien angreifen darf, ist mein Mandat ohnehin hinfällig.“Zusätzlich ist sich der Ex-Vulkan-Chef sicher, daß sich die Ortsvorsitzende von der SPD-Parteispitze hat instrumentalisieren lassen. „Die Parteioberen, vor allem der Bürgermeister, wollen mich loswerden. Das ist eine massive Vorverurteilung meiner Person. Unglaublich ist auch das Gebahren, Druck auf den Ortsverein auszuüben“, so Hennemann.

SPD-Landes-Chef Detlef Albers wollte das Geschehen im Ortsverein nicht kommentieren. Er verwies aber darauf, daß sich auf dem Landesparteitag im Juni „eine Mehrheit der Delegierten kritisch über Hennemann und seine Position in der Partei geäußert hat“. Eine solche Mehrheit hat es allerdings – nach Angaben des Ortsvereins-Mitglieds Helmut Quass – in Lüssum-Bockhorn nicht gegeben. „Wäre es zu einer Abstimmung gekommen, hätte sich die Mehrheit für Friedrich Hennemann ausgesprochen.“Der ehemalige Vulkan-Arbeiter kann sich vielmehr vorstellen, daß Ursula Arnold-Cramer eigene Interessen verfolgt. Die Landesdelegierte muß sich im Januar zur Wahl stellen. Mit Hennemanns Rückzug hat sie einen Konkurrenten weniger. Ursula Arnold-Cramer dementiert dies allerdings.

Nach Aussagen mehrerer Ortsvereinsmitglieder haben sich übrigens Hennemanns alte Stallgefährten, die Ex-Senatorin und Bürgerschaftsabgeordnete Sabine Uhl sowie der ehemalige Vulkan-Betriebsrats-Chef Hasso Kulla, im Ortsverein weiter für ihren einstigen Favoriten ausgesprochen. Sie hatten Hennemann im Februar 1996 – trotz Vulkan-Krise – bei der Delegiertenwahl unterstützt. Vor allem Sabine Uhl war damals kritisiert worden. Sie habe nur für Hennemann gestimmt, weil sie angeblich dessen Unterstützung für die Wahl zur Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Nord brauche, hieß es damals. Uhl ist heute stellvertretende Vorsitzende. Auch Hasso Kulla war vorgeworfen worden, persönliche Vorteile aus der Wahl Hennemanns ziehen zu wollen.

Bis zu den Neuwahlen der Delegierten im Januar nächsten Jahres wird Hennemanns Mandat als Parteitags-Delegierter im Wechsel von den Ortsvereinsmitgliedern Heiner Reeling und Helmut Quass wahrgenommen. Sein Mandat für SPD-Unterbezirksversammlungen hat Hennemann nicht niedergelegt. Jeti

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