■ Zur Jahrtausendwende: komplett paranoid: Männerängste enthüllt
Stuttgart (dpa/taz) – Inmitten all der ungezählten Ängste von Männern spielen laut einem neu erschienenen Buch des Münchener Psychologen namens Hermann Ehmann Identitäts- und Sexualängste die Hauptrolle. Aber auch Versagens- und Verlustängste sitzen vielen im Nacken und rangieren auf der Angstliste sogar noch vor Krankheit und Tod. Millionen Männer liegen laut Ehmann deshalb Tag für Tag auf der Couch ihres Psychotherapeuten, um übermächtige Ängste in den Griff zu bekommen. Der Trend zum Selbstmord nehme zu. Ehmann befragte unzählige Männer nach ihren Erfahrungen. Der 37jährige Udo etwa glaubt, eine Erklärung für die Angst gefunden zu haben: „Männerängste? Angst hat nur, wer unfrei ist. Ich bin frei. Im Puff genieße ich meine Freiheit.“
Die Angst vor Frauen taucht in verschiedensten Variationen auf – aber keineswegs immer so extrem wie bei dem 42jährigen promovierten Akademiker Gustav. Der ist der festen Überzeugung, der Mann „bezahlt mit dem Verlust seiner Freiheit, wenn er auch nur in den näheren Dunstkreis einer Frau kommt“. Männer seien deshalb „Geknechtete, Geknebelte, Entrechtete, Willenlose, Zahlmeister“. Auf den dramatisch zunehmenden Leistungsdruck reagierten viele Männer mit Angst oder gar Panik: vor dem Anbandeln, vor Bindung, vor den eigenen Gefühlen, vor Impotenz, Vaterschaft, Trennung, vor beruflicher Verantwortung, Streß und Konkurrenz, vor dem Altern, vor Krankheit und Tod. Ein Trauerspiel.
Und Psychologe Hermann Ehmann selbst kommt auf 173 Seiten ganz nebenbei zu der bestürzenden Erkenntnis: Am Ende dieses Jahrhunderts habe sich die Frau dem Mann längst ebenbürtig gezeigt.
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