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■ Zur EinkehrAlex Grand Café

Nach Oldenburg fährt man zum Einkaufen. Punkt. So weit, so dürftig gestalten sich die Kenntnisse so manchen Bremers über die niedersächsische Nachbarstadt, die mit ihren Qualitäten gern hinterm Berg hält. Das ist seit dem 9. September anders. Mitten in der City stoßen wir (bloß zum Einkaufen gekommen) plötzlich auf einen großzügig dimensionierten Glasbau. Die Architektur gemahnt an die Belle Epoque, die riesige, von hinten beleuchtete historisierende Bahnhofsuhr, sichtbar von allen Tischen im Erdgeschoß wie im ersten Stock versteht sich als Hommage an eine längst versunkene Industrieromantik.

Die ausladende Freitreppe saugt uns regelrecht vom Entrée ins Obergeschoß, ein Tisch findet sich immer in irgendeiner Ecke. „Es bediente sie Thorben“ wird hinterher auf der Rechnung stehen, und Thorben ist gehalten, den Gästen tief in die Augen zu schauen, um ihnen dort die Wünsche abzulesen. Die großformatige Karte ist ein bonbonbuntes Bilderbuch mit den Highlights der internationalen Bistroküche, allfällig durch flotte Sprüchlein überwürzt. Auf der Tageskarte finden sich handelsübliche Aufläufe, die sich auch beim Zeitunglesen konsumieren lassen, ohne daß man dem Koch Unrecht tun würde.

Es ist anzunehmen, daß unsere Gaumen mehr und mehr korrumpiert werden von der mittlerweile landesweit ausgegebenen Geschmacksparole Sahne, Lachsstreifen/Champignons, Tiefkühlerbsen und Fettuccine – das Ganze überbacken und in der Mikrowelle bei Bestellung noch mal erhitzt, gerade so weit, daß sich sagen läßt: Das Essen ist warm.

Gaumengenüsse finden hier nicht statt. Das stört auch kaum einen der bunt gemischten Gäste. Hier trifft man sich nach dem Shopping auf ein Glas oder zwei. Oder einen Café au lait, der seinen Namen verdient. Jedenfalls auf so viel Flüssigkeit, daß der Harndrang angeregt wird. Denn in die Toiletten, die sich nach dem Passieren der Kinderspielecke erreichen lassen, wurde investiert: schwere Holzpaneele an den Wänden, große Spiegelflächen, Lüster. Zugegeben, ein bißchen Patina hat das Café schon angesetzt, obwohl der Bau erst jüngst hochgezogen wurde. Sowas kann natürlich kein Gastronom bezahlen. Das Geld kommt vom Alex Brasserie-Konzept, einer Kette mit Expansionsdrang: Paderborn, Münster, Saarbrücken. Auch Bremen wird bald mit zwei Filialen der Brasserie vertreten sein. Doch das Grand Café ist bislang einmalig. In Oldenburg.

Alexander Musik

„Alex Grand Café“, Lange Str. 90, Oldenburg, 0441/925 06 05

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