■ Zumutung für Frauen mit Phantasie: Atlanta Ortszeit 8.12 p.m.
Für Frauen mit Phantasie, die Männer mögen, ist es eine Zumutung. Ich meine, die Schwimmerinnen treten ja auch mit Anzügen an, die vorteilhaft und zugleich dezent sind. Allenfalls die Schulterpartien schaukeln manchmal übertrieben aus den Armausschnitten hervor. Aber die Männer! Welche Impertinenz diese winzigen Höschen sind; gern von wuchtiger Oberschenkelmasse bedroht und meist auch noch durch erstaunliche Rettungsringe umkränzt. Im Freibad würde man bei solchem Anblick in albernem Schaudern die dösende Freundin aufschrecken: „Huch! Guck mal der, ein ganz Treuer – zumindest bei seiner Badehose aus dem Kinderferienlager.“ Aber von professionellen Ausstattern bei Olympischen Spielen sollte man doch mehr erwarten dürfen als solch lustkillende Fetzen.
Auf Nauru designen sie bestimmt erotischer. Die Insel pflegt nämlich matriarchalische Traditionen. Vor zwei Jahrzehnten allerdings schickte sie, so heißt es, den merkwürdigen Aufruf in die Welt, sie brauche Männer für Ministerposten. Womöglich sind die Nauruerinnen in Atlanta immer noch auf der Suche nach richtigen Kerlen. Dann ist es natürlich kein Wunder, daß sie das Schwimmstadion meiden. Aber die Männer könnten doch mal auftauchen. Oder habe ich bierholend etwa einen bildhübschen Insulaner verpaßt? In entzückendem Body?! Bitte nicht! Katrin Weber-Klüver
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