Zum Welternährungstag: Freihandel fördert Hunger

Nicht Naturkatastrophen - unfairer Handel fördert den Welthunger. Eine Studie zeigt: Erzwungene Handelsliberalisierung untergräbt das Recht auf Nahrung.

Die Handelspolitik der Industrieländer trägt Mitschuld am Hunger der Welt. Bild: dpa

BERLIN taz Am Hunger auf der Welt sind nicht in erster Linie Naturkatastrophen und Bürgerkriege schuld. Viel öfter ist er der Handelspolitik der Industrieländer und internationalen Organisationen geschuldet. Das zeigen Brot für die Welt und das Food First Informations- und Aktions-Netzwerk (Fian) in einer gemeinsamen Studie über den Reishandel anlässlich des Welternährungstags am Montag.

Reis ist für rund die Hälfte der Menschen auf der Welt das wichtigste Nahrungsmittel und für fast ein Drittel auch die Haupteinkommensquelle. Der allergrößte Teil wird von Kleinbauern in Entwicklungsländern angebaut und konsumiert. Wird ein Land plötzlich von importiertem Reis überschwemmt, bedeutet das für diese oft den Untergang. Gerade die Industrieländer tragen zu diesen Importfluten bei, indem sie ihre Reisbauern kräftig subventionieren und so Reis zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt werfen.

Noch schützen viele Entwicklungsländer ihre Reisbauern durch hohe Zölle, noch werden nur 6,5 Prozent der globalen Reisproduktion auf dem Weltmarkt gehandelt. Doch der Schutz wird langsam aufgeweicht - auf Druck von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Welthandelsorganisation oder im Rahmen bilateraler Handelsabkommen. So zeigt die Studie, wie Reisbauern in Ghana durch billigen Importreis aus den USA, Thailand und Vietnam von den lokalen Märkten verdrängt wurden. Das ghanaische Parlament beschloss daher 2003, die Zölle auf Reis anzuheben. Doch im Zug der Verhandlungen über einen großen Kredit presste der IWF der Regierung das Versprechen ab, den Parlamentsbeschluss nicht umzusetzen.

Solch eine Politik stehe in klarem Widerspruch zum Recht auf Nahrung, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte festgeschrieben ist. Kein Staat dürfe "das Recht auf angemessene Nahrung der Menschen verletzten, die in anderen Ländern leben", heben die Autoren der Studie hervor.

Sie widersprechen damit der Weltbank, die die Liberalisierung des Reishandels mit einer dürren Berechnung rechtfertigt. Demnach würden bei einer völligen Handelsliberalisierung die Verbraucher in den Einfuhrländern dank niedrigerer Preise 32,8 Milliarden US-Dollar gewinnen. Doch der Preis ist hoch: Den heimischen Produzenten würde ein Verlust in Höhe von 27,3 Milliarden US-Dollar entstehen. Betroffen wären vor allem die von Hunger und Armut bedrohten Kleinbauern.

In Ghana etwa sei die Nachfrage nach Reis stark gestiegen. Dies wäre eine Chance zur Ausweitung des Reisanbaus in Ghana und damit zur Verringerung der Armut auf dem Land gewesen. Die Realität sah anders aus: Die Reisanbaufläche schrumpfte, die Nachfrage wurde durch Importe befriedigt. Als Alternative, die auch den Verbrauchen in den Entwicklungsländern nützt, fordern Fian und Brot für die Welt die Förderung des Reisanbaus in den jeweiligen Ländern bei gleichzeitigem Schutz vor Billigimporten.

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