■ Kommentar: Zum Rotwerden
Untergangs-Visionen und das Heraufbeschwören böser sozial- und christdemokratischer Mächte – damit lassen sich keine WählerInnen für grüne Politik begeistern. Das hat der Realo-Flügel der Hamburger GAL richtig erkannt. Auf einen positiven Wahlkampf für mehr urbane Lebensqualität will auch die GAL-Linke setzen. Doch muß man sich deshalb vor lauter Realismus und vorauseilender Kompromißbereitschaft gleich an die Sozialdemokratie kuscheln, daß es zum Rotwerden ist?
Um Unterschiede zwischen den Maierschen Forderungen und denen links-geführter SPD-Kreise zu erkennen, muß man schon eine Lupe bemühen. Denn auch an den Sozis ist grüne Politik schließlich nicht spurlos vorüber gegangen. Einen Grund zur programmatischen Verschmelzung gibt es jedoch bisher nicht: Von einem rot-grünen Wahlkampf ist Hamburg weit entfernt. Das grüne Profil in dem Maierschen Papier bleibt zu amorph. Und vor allem zu langweilig: „Gemeinwesenarbeit“ hört sich ungefähr so attraktiv an wie ein Zeltlager der Pfadfinder.
GALier Hackbusch fordert deshalb zu Recht Lustbetontes für den Wahlkampf. Dabei müßte die GAL-Linke jedoch mit konkreteren eigenen Konzepten nachziehen und sich nicht durch die Abwesenheit entfesselter Produktivkräfte und ökosozialer Revolutionen selbst bremsen. Gerade den Vorteil, für eine Metropole – und nicht für einen Flächenstaat – Zukunftspläne zu schmieden, könnte die GAL nutzen, um ein grünes Hamburg plastisch an die Wand zu malen.
Und am besten ohne die rot-grüne Schere im Kopf. Denn selbst die zahmsten Forderungen könnten eine große Koalition im Zweifelsfall kaum verhindern. Silke Mertins
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