Zum Gedenken: Nur sechs überlebten
■ Bremen erinnert mit Gottesdienst, Veranstaltung und Dokumentation
Gestern vor 60 Jahren sind 570 jüdische Frauen und Männer aus Bremen, Verden und dem Regierungsbezirk Stade in das Ghetto von Minsk in Weißrussland deportiert worden. 440 von ihnen stammten aus Bremen. Von ihnen sind nur sechs zurückgekehrt. Alle anderen wurden ermordet. An Deportation und Verfolgung haben ges-tern ein Gottesdienst in der evangelischen St. Stephani-Gemeinde und eine Gedenkveranstaltung am Barkhof erinnert. In der ehemaligen Carl-Peters-Schule Am Barkhof, die heute von der Universität genutzt wird, sowie an anderen Bremer Schulen, war die jüdische Bevölkerung am Vorabend der Deportation zusammengetrieben worden.
Das Bremer Staatsarchiv hat aus Anlass des Jahrestages das lange vergriffene Buch, „Es geht tatsächlich nach Minsk“, neu aufgelegt. Im Mittelpunkt dieser mit neuen Dokumenten aktualisierten Sammlung, die vor zehn Jahren erstmals herausgegeben wurde, stehen die letzten Tage und Stunden vor der Deportation der Bremer JüdInnen, die bis dahin noch verteilt über die gesamte Bremer Innenstadt gelebt hatten. Ein eigenes Kapitel ist auch den deportierten Christen jüdischer Herkunft aus der St. Stephani-Gemeinde gewidmet. Auch wurden die Namen und Lebensdaten der Deportierten – soweit recherchierbar – im Buch verzeichnet. Wie lückenhaft die Geschichte der Deportation bis heute dennoch bleibt, zeigt die Tatsache, dass manche Briefe von Verschleppten oder auch Fotos erst nach Drucklegung aufgetaucht sind und deshalb nicht in die Dokumentation eingearbeitet werden konnten. Dazu gehört auch das unten abgebildete Foto aus dem Ghetto Minsk, auf dem unter anderem der Bremer Hermann Grünberg (*27.2.1917) zu sehen ist. Es erschien 1943 in „Die Woche“.
Beatrice Kleinert
Das Buch kostet im Staatsarchiv und im Buchhandel fünf Euro
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