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KOMMENTAREZum Beispiel eine Retterin

■ Die SPD-Frauen melden Interesse für den Parteivorsitz an

Die SPD ist kurz vor dem Absaufen. Oskar hat sich vom sinkenden Schiff davongemacht, und die verlassenen Genossen auf der Kommandobrücke suchen in heller Verzweiflung nach einem Retter. In höchster Not kommen manche da auf unerhörte Ideen: Zum Beispiel, daß es ja auch eine Retterin sein könnte.

Daß die uralte Partei, die sich gern als jungdynamisch und modern zur Schau stellt, zukünftig von einer Frau geführt werden könnte, ist keine Frage. Und es haben sich auch schon zwei gestandene Genossinnen angeboten: Herta Däuber-Gmelin, stellvertretende Parteivorsitzende, und Heidemarie Wieczorek-Zeul, Vorsitzende der Südehessischen SPD und Mitglied im Parteivorstand. Däubler- Gmelin sitzt seit 1972 im Bundestag und hat sich dort als ausgezeichnete Juristin einen Namen gemacht. Zehn Jahre lang hat sie die Frauenpolitik der Fraktion verfochten, für die Quote gestritten. Zwar hat sie zum Entsetzen vieler die Forderung nach ersatzloser Streichung des Paragraphen 218 in der Partei hintertrieben, aber auf ihre Initiative fand sich im Sommer in Bonn eine interfraktionelle Frauengruppe für eine gesamtdeutsche Fristenlösung zusammen. Daß diese Initiative letztlich scheiterte, geht nicht allein auf ihr Konto. Herta Däubler-Gmelin ist eine kompetente, fleißige und auf Parteiräson getrimmte Sozialdemokratin. Dennoch ist sie bei vielen Genossen nicht beliebt. Ihr fehlt, was Männer mögen und auch in der Politik gern sehen: weiblicher Charme und ein einnehmendes Wesen.

Charmanter ist da schon Heidemarie Wieczorek-Zeul. Doch hängt der langjährigen Juso-Vorsitzenden immer noch der Ruch der „Roten Heidi“ an, obwohl sie inzwischen von ihren Jugendsünden weitgehend geläutert ist. Doch ist sie immer noch gut für gelegentliche linke Ausreißer, wie neulich etwa ihr gemeinsames Plädoyer mit Hermann Scheer, die Golfkrise durch Verhandlungen zu lösen. Nicht im Gespräch, aber ebenfalls qualifiziert genug ist Renate Schmidt, Landesvorsitzende der bayerischen SPD und Frauenpolitikerin der Bundestagsfraktion. Den in den letzten Tagen gehandelten Kandidaten für den Parteivorsitz, dem drögen Björn Engholm und möglicherweise Bruder Johannes können diese drei Frauen allemal das Wasser reichen.

Aber es geht um die Macht. Und da steht kaum zu erwarten, daß die SPD-Männer, die sich schon mit der 40-Prozent-Quote so geziert haben, ausgerechnet einer Frau den Chef-Sessel überlassen. Es sei denn, sie halten das Schiff für so aufgelaufen, daß sie das Vertrauen in die eigene Kraft verlassen hat. Dann darf auch das zweite Geschlecht mal ran. In diesem Fall sollte sich aber jede Kandidatin gut überlegen, ob sie sich als Krisen-Managerin verschleißen lassen will. Ulrike Helwerth

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