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Zukunftsangst macht Studenten zu schaffen

■ „Spürbares Desinteresse“ am Ost-West-Treffen

Leipzig. „An den Zukunftssorgen und Befindlichkeiten ostdeutscher Studenten ging er im wesentlichen vorbei“, meint die 24jährige Journalistikstudentin Elke Thiele zum 1. Deutschen Studenten- und Hochschultag (DHST), der am Sonntag auf dem Campus der Leipziger Universität zu Ende ging. Das größte Problem ostdeutscher Studenten sei derzeit eher ein verwertbarer Abschluß, sagt Studentenratssprecher Olaf Herold. Hochschulpolitik interessiere nur wenige. Als Gründe für das „spürbare Desinteresse“ am Ost-West-Treffen nannte er Existenzsorgen und die Trägheit vieler Kommilitonen.

Zu der weit verbreiteten Zukunftsangst der Oststudenten kämen derzeit steigende Wohnheimmieten und der Mangel an Westliteratur in den Bibliotheken. Aufgrund oftmals ausbleibender Bafög-Überweisungen stünde „eine ganze Reihe Studis plötzlich ohne Geld“ da, meint Herold. Auch werde die Verunsicherung durch „Rabiatmethoden wie die pauschale Abberufung aller sächsischen Hochschullehrer“ geschürt. Einzig die Hoffnung auf eine konkurrenzfähige Ausbildung würde viele noch an der Uni halten.

„Ich überlege, ob ich weggehe“, sagt Jana Sommer, Sinologie-Studentin im zweiten Semester. „Bei uns werden immer noch die Anwesenheitslisten geführt und, außerdem kann ich meine Seminare und Nebenfächer nicht frei wählen.“ Sie habe sich zwar schon an verschiedenen westdeutschen Unis beworben, möchte aber auch das familiäre Klima in ihrer 13köpfigen Seminargruppe nicht missen.

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