Zukünftige Regierung in den USA: Ölmanager soll neuer US-Energieminister werden
Donald Trump nominiert den als „Klimaleugner“ geltenden Öl- und Gasunternehmer Chris Wright als neuen Energieminister. Umweltverbände reagieren besorgt.
„Als Energieminister wird Chris eine Schlüsselrolle spielen, Innovationen vorantreiben, Bürokratie abbauen und ein neues ‚Goldenes Zeitalter amerikanischen Wohlstands und globalen Friedens‘ einläuten“, sagte Trump in einer Erklärung am Samstag.
Wright ist Geschäftsführer des Öl- und Gasunternehmens Liberty Energy. Das Unternehmen bietet verschiedene industrierelevante Dienstleistungen an, wie das umstrittene Fracking zur Gewinnung der fossilen Brennstoffe. Wright hatte in der Vergangenheit sowohl die Existenz einer Klimakrise angezweifelt als auch die Energiewende kritisiert.
Umweltverbände zeigen sich empört
„Das Einzige, was im Hinblick auf den Klimawandel einer Krise gleicht, sind die rückschrittlichen, chancenvernichtenden Maßnahmen, die im Namen des Klimawandels gerechtfertigt werden“, sagte Wright in einem Video auf LinkedIn im vergangenen Jahr.
Diese Ansicht, gekoppelt mit Trumps Versprechen in seiner Amtszeit die Förderung von amerikanischem Öl- und Erdgas zu steigern, hat bei Umweltschutzverbänden für Empörung gesorgt. Amerikas älteste Umweltschutzorganisation, der Sierra Club, bezeichnete Wright in einer Presseerklärung als einen „Klimaleugner“, der „direkt von der Verschmutzung der Umwelt in unseren Gemeinden profitiert“ habe.
„Chris Wright ist nicht nur unqualifiziert, er stellt eine direkte Bedrohung für unsere Zukunft und die des Planeten dar. Der Sierra Club ist bereit, alles zu tun, um ihn und seine umweltverschmutzende Agenda zu stoppen“, hieß es in der Stellungnahme weiter.
Trump will Inflation Reduction Act rückgängig machen
Wie Trump selbst hatte Wright erklärt, dass er die Energiekosten im Land senken wolle und dafür alle möglichen Technologien einsetzen werde. Laut Wright gäbe es keine „sauberen oder schmutzigen Energien“.
Unter Präsident Joe Biden haben die USA vor zwei Jahren das größte Klimagesetzespaket in der Geschichte des Landes verabschiedet. Der Inflation Reduction Act (IRA) hat zu Milliardeninvestitionen geführt und tausende neue Arbeitsplätze geschaffen. Trump hatte während des Wahlkampfs versprochen, das Gesetz, welches unter anderem Subventionen für die Batterieproduktion, Elektrofahrzeuge sowie Solar und Windenergie beinhaltet, rückgängig machen zu wollen.
Experten glauben jedoch, dass Republikaner im Kongress Einwand gegen diese Pläne erheben werden, da vor allem republikanisch regierte Regionen von den IRA-Investitionen profitieren.
Dennoch scheint Trump mit Wright jemanden nominiert zu haben, der in der Energieindustrie viel Ansehen genießt und mit Trumps Agenda in weiten Teilen übereinstimmt. Vor allem, wenn es um die Ausweitung von Förderlizenzen für Öl- und Gasunternehmen auf öffentlichem Land geht.
Wright unterstützte Trump-Kampagne
Trump verkündete, Wright habe in den Bereichen Kernenergie, Solarenergie, Geothermie sowie Öl und Gas gearbeitet. „Am wichtigsten ist, dass Chris einer der Pioniere war, die die amerikanische Schieferölrevolution in Gang gesetzt haben, die Amerikas Energieunabhängigkeit vorangetrieben und die globalen Energiemärkte und die Geopolitik verändert hat“, sagte Trump in seiner Nominierungserklärung.
Als Geschäftsführer von Liberty Energy erhielt Wright im vergangenen Jahr ein Gehalt von 5,6 Millionen US-Dollar. Er hatte in der Vergangenheit immer wieder Geld an republikanische Kandidaten gespendet, unter anderem auch mehr als 228.000 Dollar in diesem Sommer an eine politische Organisation die Trump in Wahlkampf unterstützte.
Neben seiner Nominierung als US-Energieminister, die vom US-Senat bestätigt werden muss, soll Wright auch Teil eines neu gegründeten nationalen Energierates werden.
Wright bedankte sich für die Nominierung in einem Post auf X. „Energie ist das Lebenselixier, das alles im Leben möglich macht. Energie ist wichtig. Ich freue mich darauf, an die Arbeit zu gehen“, schrieb Wright. Die USA sind aktuell der weltweit größte Produzent von Rohöl. Im vergangenen Jahr produziert das Land mehr Öl als jedes andere Land jemals zuvor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Frauenfeindlichkeit
Vor dem Familiengericht sind nicht alle gleich