Zufrieden wie lange nicht

■ Der Chef von Sanssouci über die Zukunft der Schlösser und Gärten Potsdams

Sorgenfrei waren die Mitarbeiter in den Schlössern und Gärten von Sanssouci in den vergangenen Jahren wohl nie. Mangels Geld und Material führten die Restauratoren einen zunehmend aussichtsloseren Kampf gegen Verwitterung und Verfall der Bauwerke von Potsdam. Der knappe Jahresfonds von etwa 12 Millionen Mark wurde vor allem dazu verwandt, die Schönheiten des Neuen Palais und des Schlosses Sanssouci nicht verblassen zu lassen. Doch für im Zweiten Weltkrieg zerstörte Bauten wie das 1772 errichtete Belvedere auf dem Klausberg, die gotische Bibliothek (1790-1792) am Heiligen See sowie das aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammende Belvedere auf dem Pfingstberg fehlten die Mittel völlig.

Zufrieden wie lange nicht ist Generaldirektor Jochen Mückenberger da schon mit dem Jahresetat für 1991. Mit knapp 40 Millionen Mark kann er rechnen, davon 8,8 Millionen Mark durch eigene Einnahmen. Damit sollen unter anderem nach einem bis zum Jahr 2000 ausgelegten Konzept Restaurierungen fortgesetzt oder begonnen werden. Schwerpunkt ist das Neue Palais, dessen bereits weitgehend wiederhergestellte Fassade bis zur 1000-Jahr-Feier der Stadt komplett in neuem Glanz erstrahlen soll. Ebenfalls bis 1993 wird das knapp 30 Jahre lang als Armeemuseum genutzte Marmorpalais im Neuen Garten in großen Teilen fertiggestellt werden. Die Arbeiten an der eher schlichten Residenz Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) werden in diesem Jahr allein vier Millionen Mark beanspruchen. Sie soll künftig ein Schloßmuseum beherbergen. Im Frühjahr, so hofft der Chef von Sanssouci, werden die Potsdamer Handwerker an der historischen Mühle weiterbauen und damit ihr Versprechen zum Jubiläum der Stadt einlösen.

Vorhaben zur Rekonstruktion der Belvederes befänden sich in der Phase der Projektierung. Jenes auf dem Klausberg erhält aus Mitteln der Messerschmidt-Stiftung in diesem Jahr eine Kuppel, um es vor der Witterung zu schützen. Die Arbeiten am Teehaus werden aus Spenden von Mercedes-Benz fortgesetzt. Und Mückenberger sucht weitere Sponsoren, beispielsweise um die auch durch fehlende Klimaanlagen in Mitleidenschaft gezogenen Gemälde restaurieren zu lassen oder die Neptungrotte wieder zu einem Kleinod in den Gartenanlagen Sanssoucis zu machen.

Mit dem Abriß der Mauer haben die Gärten 30 Hektar zurückgewonnen. Ihre Rekultivierung kostet etwa 4 Millionen Mark. Die von Lenné gestaltete Landschaft verband die Anlagen von Babelsberg, Sanssouci und Glienicke. Was in der Natur zusammenwächst hofft der Chef von Sanssouci auch organisiatorisch in diesem Jahr mit der Vereinigung zur Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten von Berlin-Brandenburg vollziehen zu können.

Seit Öffnung der Grenzen lockten die Kunstschätze Sanssoucis dreimal Diebe an. So wurden Porzellanfiguren, ein Schinkel-Leuchter und jüngst eine Bronzefigurengruppe gestohlen. Investitionen zur Verdichtung des Sicherheitssystems sollen beitragen, dieses Stück Weltkulturerbe, das wie Versailles und die Altstadt von Jerusalem auf der UNESCO-Liste steht, zu bewahren. adn