: Zufällig ins Mediengeschäft geraten
■ Gruner + Jahr verkauft die „Hamburger Morgenpost“ an die Erben Frank Otto und Hans Barlach. Der Betriebsrat ist empört
Hamburg (dpa/taz) – Die zum Verlag Gruner + Jahr gehörende Boulevardzeitung Hamburger Morgenpost (Mopo) wird an die Hamburger Medienunternehmensgruppe City-Boulevard verkauft. Gesellschafter sind der Hamburger Versandhaus-Sprössling Frank Otto und der Künstler-Erbe Hans Barlach.
Für Otto kam der Einstieg ins Mediengeschäft „eher zufällig“. Der Musikproduzent beteiligte sich 1987 an dem Hamburger Privatfunk OK Radio und entwickelte ihn vorübergehend zum führenden Jugend-Radiosender. Mittlerweile ist der 42-Jährige, der als Sohn des Versandhausgründers Werner Otto über ein erhebliches Vermögen verfügt, bundesweit an zahlreichen Hörfunk- und TV-Sendern beteiligt – darunter am TV-Sender Hamburg 1, Zap TV oder Kiss FM Radio.
Dabei wirft keineswegs jede Beteiligung Gewinne ab. So bemüht sich Otto seit Jahren, seinen Sender OK durch immer neue Formate und Namen erfolgreich am Markt neu zu positionieren. Seine Beteiligungen an dem Musikkanal Viva und Radio Salü hat er wieder veräußert.
Hans Barlach, 43, der Enkel des berühmten Künstlers Ernst Barlach (1870-1938), ist ein Mann zwischen Kunst und Kommerz: als Kunstexperte mit eigenen Galerien, als Nachlassverwalter des umfangreichen Erbes seines Großvaters und als Investor und Projektentwickler von Bauvorhaben in Hamburg.
Die Mitarbeiter der Hamburger Morgenpost haben „enttäuscht und wütend“ auf den Verkauf ihrer Zeitung reagiert. Viele hatten darauf gesetzt, dass Gruner + Jahr das defizitäre Boulevardblatt wieder in die schwarzen Zahlen führen würde, sagte Betriebsrat Holger Artus. Wenngleich der Betriebsrat noch nicht mit den neuen Gesellschaftern gesprochen habe, zeigte sich Artus überzeugt: „Die Mopo hat eine wirtschaftliche Perspektive.“
Nach Einschätzung des Betriebsrats ist es Gruner + Jahr seit der Übernahme der Mopo 1986 „strukturell“ nicht gelungen, das Blatt in die schwarzen Zahlen zu führen. Der ehemalige Chefredakteur Mathias Döpfner, der heute Chef der Tageszeitung Die Welt ist, habe der Mopo „fast das Genick gebrochen“, meinte der Betriebsrat. Mit seinem neuen Konzept habe er die Kosten des Blattes immens erhöht. Die Investitionen hätten sich jedoch nicht in mehr Auflage niedergeschlagen. Dadurch sei die Mopo in „tiefrote Zahlen“ gerutscht und habe sich von dieser Verlustsituation nicht mehr richtig erholen können.
Die Hamburger Morgenpost, die derzeit eine tägliche Verkaufsauflage von etwa 140.000 Exemplaren hat, soll mit Wirkung zum 1. November verkauft werden.
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