: Zügig zweigleisig zum Zoo
Hamburgs Grüne skizzieren eine schnelle ICE-Strecke in die Hauptstadt, Bahn-Chef Mehdorn kündigt sogar zwei Trassen an ■ Von Sven-Michael Veit
Mit der Beerdigung des Transrapid, hofft Martin Schmidt, sei „der Abschied von unwirtschaftlichen Prestigeprojekten“ gekommen. Und zugleich, glaubt Kristin Heyne, „nach zehn verlorenen Jahren“ der Weg endlich frei „für wirtschaftliche Vernunft“. Vor allem in Form einer schnellen ICE-Verbindung zwischen Hamburg und Berlin, welche der Verkehrsexperte der GAL und die Geschäftsführerin der grünen Bundestagsfraktion gestern im Hamburger Rathaus schon mal skizzierten.
1,2 Milliarden Mark, die für den Magnetgleiter vorgesehen waren, könnten in diesem und den drei Folgejahren aus dem Etat des Bundesverkehrsministeriums entnommen werden, rechnete Heyne vor, einzige Hamburger Grüne im Bundestag. Schon 2003 könnten ICEs vom Hamburger Hauptbahnhof in eineinhalb Stunden zum Bahnhof Zoo rauschen. Zudem könne die Trasse „stückchenweise“ ausgebaut und für den Verkehr freigegeben werden, meint Schmidt.
Gegenüber dem „Alles-oder-nichts-Projekt Transrapid“ sei das „ganz elastisch“. Bereits zum Sommerfahrplan könnten die jetzigen IC-Züge problemlos „um 20 oder 30 Minuten schneller sein“. Dazu brauche es lediglich „die Ertüchtigung von Signalanlagen und den politischen Willen“.
An dem zweifeln die beiden Grünen nicht mehr. Denn sowohl Bundeskanzler Schröder als auch Verkehrsminister Klimmt (beide SPD) „haben sich für einen zügigen Ausbau“ einer Schienenverbindung ausgesprochen. Ob aber die Bahn die Strecke über Büchen und Wittenberge präferiere oder die Alternativroute über Lüneburg, Uelzen und Stendal, sei zweitrangig: „Das muss die Bahn prüfen“, sagt Schmidt und verweist darauf, dass entsprechende Untersuchungen seit 1992 „zugunsten der Transrapid-Planung systematisch verhindert wurden“.
Bahn-Chef Hartmut Mehdorn kündigte demgegenüber gestern ein zweigleisiges Vorgehen an. In zweieinhalb Jahren werde der erste ICE in 90 Minuten über Wittenberge nach Berlin fahren. Mit einer Sondergenehmigung des Eisenbahnbundesamtes solle diese Strecke für ein Tempo von 220 Stundenkilometer zugelassen werden. Zugleich will Mehdorn auch die Strecke via Uelzen ausbauen. Dadurch würde Hamburg durch zwei Trassen mit Berlin verbunden.
In der Hansestadt, so Schmidt, werde das Thema „natürlich zur Sprache kommen“ bei den Beratungen der Bürgerschaft über den Verkehrsentwicklungsplan von SPD-Bausenator Eugen Wagner. Der aber hatte sich noch vorige Woche ebenso wie Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) für die Magnetbahn stark gemacht. Deshalb, so Schmidt nachsichtig, wolle er dem roten Koalitionspartner „noch ein paar Tage zur Erholung lassen“.
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