piwik no script img

Zu viel versprochen

Industrieländer zahlen laut der Entwicklungsorganisation Care zu wenig Geld an arme Länder, als dass die sich an die Klimakrise anpassen könnten

Aus Bonn Susanne Schwarz

Die Entwicklungsorganisation Care wirft Industriestaaten wie Deutschland „leere Versprechen“ bei Klima-Hilfsgeldern für arme Länder vor. Speziell bei der Finanzierung von Projekten zur Anpassung an die Klimakrise gehe es zu wenig voran. Die Organisation hat die bisherigen Zahlungen und Haushalte von 27 reichen Ländern untersucht. Das Ergebnis: Für das laufende Jahr sind 12 Milliarden US-Dollar an bilateralen Zahlungen für Klimaanpassung von den Industriestaaten zu erwarten. Versprochen haben sie für diesen Zweck und 2025 aber deutlich mehr, nämlich mindestens 40 Milliarden US-Dollar. „Das deutet darauf hin, dass die Indus­trieländer sich auf andere Geldgeber verlassen, besonders multilaterale Entwicklungsbanken, um die Lücke zu füllen“, heißt es in der Studie, die Care am Montag zum Auftakt von internationalen Klimaverhandlungen in Bonn vorgestellt hat. Dort, am Sitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen, treffen sich derzeit Ve­tre­te­r*in­nen der Länder, um zehn Tage lang über Klimapolitik zu verhandeln. Das soll die Weltklimakonferenz vorbereiten, die Ende des Jahres in Brasilien stattfindet.

Es ist Kernthema aller Klimaverhandlungen: Geld, wem es fehlt und wer es schuldet. Die Industriestaaten haben schließlich die Klimakrise nahezu im Alleingang ausgelöst, auch wenn mittlerweile andere Länder ebenfalls enorm dazu beitragen, beispielsweise die Golfstaaten und China. Ärmere Länder hingegen sind viel weniger für das Problem verantwortlich, dafür aber den Folgen oft stark ausgesetzt. Für die Spanne von 2020 bis 2025 haben die Industriestaaten jährliche 100 Milliarden US-Dollar für die ärmeren Länder versprochen. Das Geld soll sowohl in die Senkung der Treibhausgasemissionen, als auch in Klimaanpassung fließen, und zwar möglichst je hälftig. Üblicherweise geht aber mehr Geld an Projekte, die zur Emissionssenkung beitragen sollen. Sie sind oft leichter umsetzbar und manchmal gar gewinnträchtig, wenn es zum Beispiel um die Förderung erneuerbarer Technologie geht. Care warnt: Das führt dazu, dass arme Länder sich nicht genug anpassen können – oder durch immer neue Kredite für diesen Zweck in Schuldenspiralen geraten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen