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■ Englische Ärzte ließen notorischen Raucher sterbenZu schlechte Genesungschancen

London (AFP) – Schwere Vorwürfe hat die Witwe eines in der vergangenen Woche verstorbenen Briten gegen die Ärzte eines Krankenhauses in Manchester erhoben. Die Ärzte hätten ihrem Mann eine Herzoperation verweigert, weil er starker Raucher war, und trügen damit die Verantwortung für seinen Tod, sagte Pat Elphick.

Der 47jährige Harry Elphick rauchte etwa zwanzig Zigaretten am Tag. Im Februar hatte er eine kleine Herzattacke, worauf er ins Whythenshawe-Krankenhaus in Manchester eingeliefert wurde. Dort erklärten ihm die Ärzte, sie würden ihn nur operieren, wenn er aufhören würde zu rauchen. Ein Sprecher des Krankenhauses sagte, diese Bedingung sei keine Erpressung, sondern im Sinne der Kranken. Die Genesungschancen seien für Nichtraucher bedeutend größer als für Raucher, erklärte der Sprecher. Die Witwe des Verstorbenen dagegen betont, jeder habe ein Recht auf Behandlung. „Mein Mann wäre heute noch am Leben, wenn er sofort behandelt worden wäre“, sagte Pat Elphick. Ihr Mann hatte vor sechs Wochen aufgehört zu rauchen und daraufhin einen Termin für Donnerstag bekommen, den Tag, an dem er nun beerdigt wird.

Im Mai dieses Jahres hatten die Chirurgen von zwei bedeutenden britischen Krankenhäusern, darunter die des Whythenshawe-Hospitals, erklärt, sie würden ab sofort keine Patienten mehr am Herzen operieren, die nicht mit dem Rauchen aufhörten. Sie begründeten ihre Entscheidung damit, daß Raucher nur die Hälfte der Heilungschancen von Nichtrauchern besäßen und außerdem die Krankenhaus-Betten länger belegten. Letzteres habe ein ständiges Anwachsen der Wartelisten für Herzoperationen zufolge. Die britische Regierung hatte nicht gegen die Entscheidung der Ärzte interveniert. Sie erklärte, es stehe den Ärzten zu, selbst über die Zweckmäßigkeit einer Behandlung zu entscheiden.

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