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Zu den Urnen, bis es paßt

■ Çiller strebt angeblich schon wieder vorgezogene türkische Neuwahlen an

Ankara (AFP/dpa) – Die amtierende türkische Ministerpräsidentin Tansu Çiller strebt laut Presseberichten erneut vorgezogene Neuwahlen an, da der jüngste Urnengang Ende Dezember keine Klarheit geschaffen habe. Vor Wirtschaftsvertretern kündigte Çiller der türkischen Tageszeitung Milliyet zufolge am Samstag abend an, im Falle eines neuerlichen Wahlgangs mit der konservativen Mutterlandspartei paktieren zu wollen. Nur so könne eine tragfähige Mehrheit im Parlament hergestellt werden.

Zuvor waren die Koalitionsverhandlungen des Chefs der islamistischen Wohlfahrtspartei (RP), Necmettin Erbakan, gescheitert. Nach Çillers konservativer Partei des rechten Weges (DYP) lehnte am Samstag auch die nationalliberale Mutterlandspartei (ANAP) ein Zusammengehen mit der Wohlfahrtspartei ab. ANAP-Chef Mesut Yilmaz schloß weitere Gespräche mit Erbakan jedoch nicht aus. Er wollte aber zunächst andere mögliche Koalitionen ausloten und sprach sich für ein Bündnis mit der DYP aus.

Auch Erbakan forderte DYP, ANAP und die von Bülent Ecevit geführte Demokratische Linkspartei (DSP) auf, sich um eine Koalition zu bemühen. Die drei Parteien würden zusammen über eine Mehrheit der Sitze verfügen. Dann werde die RP in der Opposition bleiben. Falls DYP und ANAP sich aber nicht einigen könnten, sehe er die ANAP als „die Partei, die am besten mit uns koalieren kann“, sagte Erbakan. Die RP bildet mit 158 von 550 Abgeordneten die stärkste Fraktion im Parlament. Çillers DYP verfügt über 135 und die ANAP über 132 Sitze. Ecevits DSP und Deniz Baykals Republikanische Volkspartei (CHP) verfügen über 75 bzw. 49 Sitze.

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