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Zu Aarons Soli aufs Klo

■ Die Neville Brothers beehren wieder ihre deutschen Fans

Vor einigen Jahren bot der West Port, der damals noch Jazzport hieß, eine New-Orleans-Revue auf, die sicherlich zu den seligen Höhepunkten dieses Festivals zählte. Dr. John und Doc Pomus, Zackary Richard, Willy De Ville und die Wild Magnolias bewiesen mit schwitzender Leichtigkeit, warum die Stadt am Mississippi das Herz der Popmusik heißt. Damals vermißte man, um das Glück vollkommen zu machen, eigentlich nur die Neville Brothers, die neben Dr. John sicherlich zu den wichtigsten Diplomaten in Sachen Melting Pot gehören.

Nun ist wieder West Port, die Neville Brothers spielen in Hamburg, aber trotzdem kam man nicht zusammen. Vielleicht liegt es daran, daß die Band seit ihren späten kommerziellen Erfolgen, insbesondere seit Aaron Nevilles Aufstieg zum absoluten Schnulzenheini, mit veredelmetallten Schallplatten, eine Liga zu hoch verdient.

Obwohl die vier Brüder seit 1977 zusammenarbeiteten und teilweise schon lange davor (etwa bei den Meters) zur musikalischen Creme Nordamerikas zählten, kam der Geldregen erst ab den Neunzigern mit der deutlichen Hinwendung zu massenkompatiblen Geschmacksverstärkern. Aarons Charts-Hits und die Verpoprockung des rauhen musikalischen Gesteins aus Mardi-Gras-Euphorie, Blues-Schwärze, Soul-Crooning und karibischen Schokostreuseln gefielen nun auch der Postbeamtin und dem AOK-Angestellten, die die geschliffene Version für erregend schmutzig hielten.

Im Gegensatz zu ihren Albumeinspielungen seit Yellow Moon gelang es der Band aber live doch immer wieder, oder besser: immer noch, etwas von der Inspiration echter Multikulturellität in dunklen Hütten explodieren zu lassen. Wenn man während Aarons Solonummern auf Klo ging, hatte man sogar ein richtig tolles Konzert gesehen. Daran wird sich auch heute nichts geändert haben.

tlb

Heute, Donnerstag, Docks, 21 Uhr

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